Sonntag, 10. November 2013

Der freie Markt und die Freiheitsbeschneidung

Dieser Tage ist wieder einmal eine sogenannte geheime "Klinik" in der Hauptstadt Quito von der Polizei geöffnet worden. 17 sogenannte Patienten wurden bereit und mehrere Personen festgenommen. Es handelt sich um Drogensüchtige, die dort "behandelt" werden.
Solche Behandlungstätten gibt es seit vielen Jahren, nur waren sie geheim und die Nachbarn haben geschwiegen. Selbsternannte Heiler und sicher auch der eine oder andere Geschäftemacher haben sich hier an meist jungen Menschen "versucht" um nicht zu sagen versündigt.

Es gibt auch in Ecuador ein Drogenproblem. Coca ist leicht zu haben. Alkohol ist nach wie vor die Volkseuche Nr. 1. Dazu kommen zunehmend sexuelle Probleme, auch Richtung Homosexualität mit alle Schattierungen. Und so manche Eltern sind verzweifelt. Sie suchen nach eigenen Wegen und da preisen unter der Hand viele Heiler ihre Dienste an. Auch wir hatten hier und da Verbindungen zu solchen Zentren und haben uns schon sehr über die Behandlungsmethoden gewundert. Diesen gemeinsam ist die rigorose Beschneidung der Freiheit. Die Insassen, einmal abgeliefert, haben keine Freiheit mehr. Sie müssen einen strengen Zeitplan einhalten. Arbeiten ausführen. Aber es gibt auch drastische Strafen, die manchmal weit über die physische Grenze gehen. So wird berichtet, dass sie mit minimaler Bekleidung in der Kälte auskommen, sich morgens sich in kaltem Wasser waschen müssen. Bei Nichtachtung werden sie in Eiswasser gebadet, hier und da auch geschlagen. Und natürlich ist auch der Streit der Insassen untereinander ein wichtiges Feld der Auseinandersetzung der - ich würde sagen der Häftlinge.
Die Menschen, die solche Einrichtungen betreiben, sind keine ausgebildeten Therapeuten. Sie haben gelernt, dass Süchtige alle Schattierungen Eines  brauchen: Ordnung in ihrem Leben, klare Anweisungen und Hilfe. Die setzen sie mit Gewalt durch. Hier und da mag das auch einmal geholfen haben. Das ist dann die Begründung, andere zu quälen. 
Das Traurige an der Geschichte ist, dass diese Kliniken erst dann entdeckt wurden, als es auch um das Thema Homosexualität ging. Denn das ist inzwischen ein Großteil der sogenannten Patienten. Eltern bringen ihre Sprösslinge, die eine andere sexuelle Richtung einschlagen ebenfalls in solche Zentren. Seit gut einem Jahr sind deshalb die Aktivisten der sexuellen Freizügigkeit am Werk und haben solchen geheimen Zentren den Kampf angesagt. Sie waren es, die den Stein ins Rollen brachten.
Insgesamt gibt es im Land 123 private und 10 öffentliche Einrichtungen zur Therapie von Süchtigen. Offiziell benötigen über 22.000 Menschen professionelle Hilfe. Experten schätzen die Zahl auf mehr als das Doppelte.
Aber wir leben hier in einer Schamkultur. Deshalb möchten Familien nicht zugeben, dass Iher Tochter, ihr Sohn missraten ist. So zahlen sie lieber monatlich zwischen 1. 000 und 1.500 Dollar für obskure Therapien, damit das Kind nach einigen Monaten "geheilt" zurückkommt. Niemand darf es wissen. Das Kind war eben mal kurz weg.
Solange Menschen ihre Fehler verstecken können, solange man sich schämt, solch ein Kind zu haben - ohne nach der wirklichen Ursache zu fragen - solange werden sich selbsternannte Experten finden, die sich an den jungen Leuten vergehen. Diese therapeutischen Zentren sind ein Produkt der Schamkultur unserer Gesellschaft.

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