Sonntag, 24. November 2013

Cuenca zieht Ausländer an

Cuenca ist eine Stadt im südlichen Hochland Ecuadors, Hauptstadt einer Region mit eigener Geschichte und einem Flair der Kolonialzeit. Die Stadt ist überschaubar aber eben Stadt und mit dem Flugzeug leicht zu erreichen. Wer heute dort zu Besuch kommt, begegnet immer mehr Ausländern, die dorthin nicht als Touristen kommen. Sie leben dort, mehr als 5000 mittlerweile, 95% aus den USA.
Die Ursachen sind vielfältig. Sie sind Teil einer weltweiten Bewegung. Die USA sind wirtschaftlich nicht mehr alleinige Führungsmacht in der Welt. Kulturen, die sich führend fühlen, vermischen sich nicht so leicht. Das würde Abstieg bedeuten. Man kann das an den Deutschen in ihrer Geschichte ablesen. Abertausende haben in den letzten 200 Jahren Deutschland Richtung Amerika verlassen. Wer nach Nordamerika ging, hat innerhalb kurzer Zeit sein Deutsch verlernt. Da bleibt deutsche Kultur vielleicht noch auf ein Oktoberfest beschränkt. Wer aber nach Lateinamerika auswanderte, hat über Jahrhunderte seine deutsche Sprache bewahrt, oft als heute altertümlich erscheinender Dialekt, wie er vor über 100 Jahren in der Herkunftsgegend gesprochen wurde. Das änderte sich erst während des Zweiten Weltkrieges, als die Auslandsdeutschen nicht mehr stolz auf ihre Herkunftskultur waren und sich der Umgebung anpassten.
Nordamerikaner sind seit weit über 100 Jahren als Missionare in Mittel - und Südamerika. Viele von ihnen waren und sind Singles, aber erst in den letzten Jahrzehnten nimmt die Heirat dieser Singles mit einheimischen Christen zu.
Die vielen Rentner aus den USA sind oft Menschen, die ihrem Land wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten den Rücken kehren. Ihre Rente ist hierzulande mehr wert. Manchmal ist es aber auch Flucht vor Problemen mit der Familie oder sonst wie im Leben und einem Neuanfang. Aber es kommen auch jüngere Menschen aus aller Welt, die sich meist schnell hier verheiraten. 23 Frauen und 21 Männer verheirateten sich im letzten Jahr in Cuenca mit Ecuatorianern. Auch wenn die meisten doch lieber in der Hauptstadt Quito heiraten, weil dort die jeweiligen Botschaften sind und der Papierkrieg dort einfacher ist. In einem Jahr sind es ca. 6 000 Ehen von Ecuatorianern mit Ausländern hier im Land um den Äquator, von den hiesigen Bewohner, die in Spanier, den USA, Italien etc. leben und sich dort verheiraten, einmal ganz angesehen.

Die eingereisten Ausländer sind hier gerne gesehen, bringen sie doch Geschäftssinn und meist einfach ihre Rente mit, die sie hier ausgeben. Die Arbeit haben die jeweiligen Botschaften, denn manche von ihnen sind etwas naiv, was der jeweiligen Botschaft neue Arbeit aufbürdet. Was passiert im Falle einer langwierigen Krankheit oder bei Unfall? Wer hilft bei Betrügereien und Überfällen, denn Rentner sind weltweit leichtere Beute für Betrüger? Nicht jeder Ausländer beherrscht die Sprache oder Kultur des Gastgeberlandes. Wer kümmert sich bei Tod um die Abwicklung der Formalitäten? Botschaften müssen sich auf ganz neue Bereiche einstellen. Insgesamt aber zeigt sich, dass Kulturen ständig miteinander konkurrieren. Lateinamerika ist konkurrenzfähig geworden. Was derzeit mit Asien und China passiert, wäre eine eigene Untersuchung wert.

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