Montag, 30. September 2013

Letzter normaler Krankenhausalltag in Shell

Heute war wie Ferienstimmung, keine sonstigen Ordnungen galten. Die Hälfte des Personals wurde ohnehin entlassen. Da gab es keine Rücksichtnahme. Die andere Hälfte geht in 3 Monaten - auch nichts zu befürchten. Freundschaften und Verbindungen sind wichtiger.
Wir hatten noch eine letzte kleiner Operation - überall Bilder und Gruppen von Mitarbeitern, die mit einander sprachen und ihre Zukunft erklärten. Natürlich auch viele Tränen des Abschieds. Viele haben noch keine klare Zukunft. Ich glaube, es gab heute mehr Fotos als auf einer Hochzeit.
Aber auch die Anschlussuntersuchtung, letzte Anweisungen, mit dem vielen Geld, das sie ausgezahlt bekommen auch vorsichtig umzugehen. Dann wurde es zunehmend ruhiger im Hospital. Die stationären Patienten waren schon entlassen worden. Doch dann noch ein Notfall - stationäre Aufnahme für mindestens eine Nacht. In der Sprechstunde tauchte um 16.30 noch ein Mann mit Sprunggelenksfraktur auf, die dringend operiert werden muss, also das Team nochmals zusammen gerufen. es gibt keinen Rufdienst mehr aber sowhl der Anästhesist als auch zwei Schwestern kamen sofort. Sie bekommen keine Überstunden mehr bezahlt - aber das machen sie gerne. Wieder Bilder der letzten, wirklich allerletzten OP. Der Patient überglücklich, sonst hätte er eine Wochen warten müssen.
Und es fanden sich auch Schwestern für eine weitere Nachtwache und morgen will sogar die Küche wiederkommen für ein Frühstück für die beiden Patienten - alles aus Liebe zu ihrem alten Hospital und ohne Bezahlung. Würde in Deutschland eine fristlos entlassene Arbeitskraft nochmals für einen freiwilligen Nachdienst ohne Bezahlung wiederkommen?

Heute hatte ich in der Sprechstunde 5 weitere Patient die dringend operiert werden müssen und keine Ahnung von der Krankenhausschließung hatten.  Und alle Patienten erzählen uns, was das Hospital Del Oriente für sie und ihre Familien für eine Bedeutung hatte und hat. Plötzlich das Aus. Das versteht keiner.
Morgen gibt es einen Marsch der Bevölkerung von Shell für ein neues Hospital. Die Gemüter sind erhitzt. Interessanterweise war die offizielle und angekündigte Pressekonferenz im Hospital am Tage nach der Verkündigung der Schließung nicht sehr ergibig. Große Fernsehkanäle kamen am Tag danach, erhielten aber keine Chance. So haben sie sich der Bilder und nachrichten bedient, die ich am Abden nach der Verkündigung einer aufgebrachten Menge zu erklären versuchte, vermutlich zum Ärger der Missionsleitung. Die aber waren zu feige, sich der Situation zu stellen. So sind jetzt die Aufrufe für ein neues Krankenhaus im Umlauf und das hilft uns landesweit.
Und bei aller Kritik und Sorgen, ob wir das große Projekt wirklich schaffen kommen dann die vielen kleinen ermutigungen Gottes, dass Leute uns ihre Mitarbeit spontan anbieten, wir Ärzte haben, die kommen wollen und viele, viele, viele hinter uns stehen im Gebet. Bei allem Stress ist es eine aufregende Zeit. Wir hoffen, dass sie nicht allzulange so bleibt.

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