Mittwoch, 25. September 2013

Warum die staatliche Medizin in Ecuador an ihre Grenzen kommt

Unser Krankenhaus macht in wenigen Tagen mit der stationären Behandlung zu und uns tun die Menschen leid, denen wir seit vielen Jahrzehnten verbunden sind. Hier nur eines der Beispiele von heute aus der Sprechstunde:
Eine Frau, heute 63 und bisher gesund, ist jetzt nur mehr ein Wrack. Vor einem Jahr ging sie ins staatliche Gesundheitssystem mit einer massiven Blasensenkung, so dass sie kaum noch weite Strecken laufen konnte. Dort stellte man fest, dass sie einen Blasenvorfall hatte, aber die Gebärmutter ebenfalls nach unten fiel. Also sollte beides gleichzeitig operiert werden. Vor 9 Monaten wurde sie operiert, aber der Spezialist für Blasenanhebung hatte zu viel zu tun, folglich wurde nur die Gebärmutter entfernt - der Rest auf später verschoben. Also hat sich für die Frau nichts geändert.
Aber bei der Operation stellte man beiderseits Leistenbrüche fest. Das aber musste ein anderer Facharzt operieren - also wieder neue Termine. Schließlich vor 7 Monaten die Operation der beidseitigen Leistenbrüche. Doch die Patienten kann immer noch keine weiteren Strecken gehen. Dafür hat sie jetzt einen Dauerschmerz der linken Leiste. Vermutlich ist da ein Nerv mit eingeklemmt worden. Immer wieder wird sie vertröstet. Die Schmerzen würden besser werden. Also bewegt sich die Patientin kaum noch. Ihre Psteoporose nimmt zu. Folglich gibt es weitere Schmerzen - im Rücken, im Knie etc. etc.
So kommt sie nach fast einem Jahr Leiden zu uns, erst einmal wegen der anderen Schmerzen. Dann im Gespräch kommt die ganze - hoffentlich die ganze Geschichte heraus.
Derzeit klagt die Patientin über Beschwerden durch Osteoporose - inzwischen auch über die Knochendichte bestimmt und bestätigt. Also gibt es auch da Medizin, die aber mangels fehlender Termine nicht regelrecht verabreicht wird. Außerdem ist diese Therapie wissenschaftlich nicht bewiesen, teuer, nicht richtig verabreicht - aber wer will da urteilen.
Die Patienten leiden am staatlichen System unter mehreren Problemen:
1) Alles ist kostenfrei. Das ist anziehend - aber jeder Arzttermin muss gebucht werden. Ein Arzt hat 10 min. pro Patient und es gibt keine Extrazeit, denn dann wird der Sprechstundenraum für andere gebraucht. Also muss man fertig werden und irgendwo Zeit gewinnen. Lange Gespräche sind nicht möglich.
2) Es gibt Spezialisten für alles - aber wenige, die medizinisch einen Überblick haben. Wie oft in der Welt gehen Patienten im Wirrwar der Spezialisten verloren, nicht nur in Ecuador?

Unser Angebot: Ein Gespräch - das dauerte länger, bringt uns weniger Geld, aber die Familie horcht auf. Jetzt wollen wir uns auf das Wichtigste einstellen:
1) Die Blasensenkung und die operationsbedingten Schmerzen der Leiste beschränken die Patientin. Daher rührt die Osteoporose. Die aber wird nicht durch Medikamente, sondern durch Bewegung, normale Arbeit behandelt. Eine 63-Jährige gehört auch in Ecuador nicht zum alten Eisen.
2) Das sind die Gründe, warum wir davon überzeugt sind, dass unser Hospital noch eine Zukunft hat.  Wir brauchen nicht noch weitere "Spezialisten", die nicht nur ihr Fachgebiet sehen. Wir brauchen einheimische wie ausländische Mitarbeiter, die über das Fachwissen zusammen arbeiten.
Ein christliches Hospital der Zukunft ist nicht nur auf unser Land Ecuador beschränkt. Wir sind dabei, ein Hospital der Zukunft zu entwickeln - der Spezialisten, aber der Zusammenarbeit in Einzelfällen, um Menschen eine ganzheitliche Zukunft zu geben. Daran arbeiten wir und sehen unsere Zukunft.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen