Freitag, 12. Juli 2013

Es lebe derSozialismus!!!!!

Unsere Regierung ist angetreten, das Leben für die Menschen hier zu vereinfachen und Hindernisse abzubauen. So sollen nicht mehr beispielsweise Universitäten über ausländische Studienabschlüsse bestimmen dürfen, sondern eine staatliche Stelle ohne Kosten, wie es heißt. Und wir können ein Lied von diesen Erleichterungen singen.
Wir haben bei dem vielen Nachtdienst zwei freie Tage im Monat, die wir in Quito verbringen. Und was machen wir in dieser Freizeit - wir besuchen die verschiedenen Behörden in der Stadt.

Mein Titel als Arzt war damals noch von einer Uni für 2000 Dollar anerkannt worden, der Titel als Chirurg von der hiesigen Ärztekammer ohne Kosten. Bei der jetzigen Regierung geht alles nochmals von vorne los. Also alle Papiere von der Uni, Ärztekammer etc. in Deutschland über die uns nun allemal bekannten Stellen beglaubigen lassen, dann hier die Übersetzung. Doch da tut sich ein neues Problem auf: Hierzulande werden Facharzttitel wie in den USA von Universitäten am Ende eines Ausbildungsprogrammes vergeben. In Deutschland macht das die Ärztekammer als Anstalt des Öffentlichen Rechts. Also habe ich ein Schreiben (auch alles mit Stempeln und Beglaubigungen) vom Sozialministerium in Hessen, dass das in Deutschland so ist. Alles hier eingereicht - 6 Monate warten - Fehlanzeige. Jetzt brauchen sie noch eine Bestätigung, dass das Krankenhaus auch zur Ausbildung berechtigt ist. Frage: Wer kann so etwas ausstellen?  Antwort: Die Ärztekammer! Aber die hat doch nach der Prüfung als Facharzt die Urkunde ausgestellt? Ja, das ist ein Titel, aber wir wollen wissen,. ob das auch rechts war. Es gibt so viel Lug und Trug auf der Welt. Also soll die Ärztekammer das jetzt nochmals bestätigen. Macht keinen Sinn, ist aber Vorschrift und das zählt hier auf dem Amt.

Alle 5 Jahre müssen wir den Führerschein erneuern - eine sinnvolle Sache, die wir sehr begrüßen. Man macht eine neue theoretische Prüfung am Computer mit 20 Fragen - und den Papierkrieg. Zuerst der Schreck: Man muss Strafe zahlen. Anstatt die Strafe auf das Auto zu erheben, wenn man jährlich die "Matricula" erneuert (Steuer, TÜV-Untersuchung etc.).  Nein, bei Klaudia und Eckehart wurden Bagatellen auf die Person erhoben. Wir wussten nichts davon. Wer aber nicht in diesem Jahr bezahlt, bei dem verdoppelt sich die Strafe in jedem neuen Jahr. Nach 3 - 4 Jahren ist das dann ein beträchtlicher Betrag. Es ist unsere Schuld, gibt die Polizei auch unumwunden zu. Wir könnten einen Prozess gegen die Polizei anstrengen - keine Lust - wir bezahlen.

Nächstes Streitfeld: Die Namen!!!
Jede Person in Lateinamerika hat normalerweise zwei Vor - und zwei Nachnamen. Letzterer kommen von Vater und Mutterseite und ändern sich auch nicht bei der Heirat. Deren Kinder haben dann wiederum als ersten Nachnamen den des Vaters und als zweiten den der Mutter. Wenn wir als Klaudia und Eckehart Wolff kommen, gelten wir als Geschwister bei gleichem Nachnamen. Also haben alle unsere Kinder etwa in den Zeugnissen die Nachnamen Wolff - Gerhards. Doch mit den Titeln durch Anerkennung als Ärztin und ihr Masterprogramm in der Familientherapie, dem Visum, dem eigenen hiesigen Personalausweis etc. steht jetzt auf jedem Dokument etwas anderes. Deswegen kann der Führerschein so nicht erneuert werden. Erst muss der Name in ALLEN, aber auch in ALLEN Dokumenten vereinheitlicht werden. Denn für Ausländer gilt wohl ab jetzt: Ihr Name ist der im ausländischen Pass. Aber das versteht das Standesamt nicht, wo wir erst vor einem halben Jahr unsere Ehe hier in Ecuador mit Pomp und Gloria erneuern lassen mussten. (auf dem Standesamt). Für Klaudia ist das ein Gang durch viele, viele Ämter - dauert viele Monate bei zwei Tagen pro Monat in Quito. Und wo immer ein Fehler in einem Amt gemacht wird, wir müssen den Antrag auf Berichtigung stellen, wir haben die Behördengänge zu leisten, immer wieder zu bezahlen....
Es ist nicht das Geld, es sind die Stunden der Demütigung auf den Ämtern, wo Beamten sich Mühe geben und uns helfen wollen, aber selbst im System gefangen sind, ohne etwas dagegen tue zu können.
Ist es wirklich besser geworden in Ecuador? Wir sind nicht davon überzeugt.

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