Dienstag, 2. Juli 2013

Wunsch und Wirklichkeit - Strafvollzug in Ecuador

Rehabilitación Social = Soziale Wiederherstellung ist hierzulande der vielversprechende Name für den Knast. Doch immer wieder sterben Menschen darin, hören die kriegerischen Auseinandersetzungen nicht auf. Und die meisten werden per Schusswaffe von Mithäftlingen hingerichtet. Ca. 20 waren es in der letzten Zeit im ganzen Lande. Im Gefängnis zu sitzen, kann lebensgefährlich sein. Zwar hat der Staat viel Geld in die Renovierung und neue Gefängnisse gesteckt, aber der innere Krieg geht weiter. Im neuen Gefängnis "La Roca" in Guayaquil sind im Februar18 Gefangene einer Bande ausgebrochen. Die Hauptmauer haben sie mit Dynamit gesprengt, Danach kam nur noch eine Mauer aus Hohlblocksteinen, schön bunt war sie angemalt, aber mit einem Stiefel konnte man sie durchtreten. 14 der Ausreißer sind aber schon wieder zurück.
Die Polizei hat in der Verbrechensbekämpfung ordentlich dazugelegt. Das wird deutlich in der Drogenfahndung. Zwar gibt es überall im Lande noch Polizeikontrollen, auf deren Häuschen Drogenfahndung steht, aber es werden nur noch gelegentlich Wagen angehalten. Die Information wird vorher besorgt und dann bei der Kontrolle zugeschlagen. Und so steigt die Gefangenenzahl besonders vom Drogenhandel. Aber auf der anderen Seite läuft zu wenig.
Da hat man wieder einmal sämtliche Vollzugskräfte über Nacht ausgetauscht, die einen für teure Abfindung über Nacht entlassen und dafür neue von der Straße im Schnellverfahren zu Wärtern gemacht. Damit wurde sämtliche Korruption beendet - bis die neue anfing.
Wir besuchen in regelmäßigen Abständen einen Gefangenen in einem der ruhigsten Gefängnisse des Landes. Inzwischen kommen auch dort die Wächter mit Schnapsfahne zum Dienst und kassieren bei den Gefangenen ab. Während der Besuchszeit herrscht Frieden, doch danach wird wieder verteilt. Ansonsten herrschen die Gesetze des besonderen Marktes im Knast. Wer den Wächtern nicht ab und zu etwas abgibt wird gepiesackt. Wer aufmupft, verspielt seine Pluspunkte, mit denen er nach der Hälfte der Zeit bei guter Führung entlassen werden kann. Jedes Meckern kann dann 6 Monate länger bedeuten. Und wie sonst kommen Waffen, Eisenstangen etc. ins Gefängnis, wenn doch jeder Besucher, besonders Frauen einer ausgiebigen Leibesvisite mit Ausziehen unterzogen werden.
Wer willig ist, darf arbeiten, unser Freund als Schreiner. Aber andere achten darauf, dass er nicht zu viel lernt. Es gibt zwar Maschinen, die das Gefängnis stellt, aber wehe, etwas geht kaputt. Dann ist es ein langer Behördengang mit Überprüfung und das kann auch als vorsätzliche Schädigung ausgelegt werden - wieder Strafverlängerung. Also benutzt jeder die Maschinen der wenigen Gefangenen und die lassen sich das gut bezahlen, pro Stunde, pro Tag, je nach "Tarif". Und überall bestiehlt einer den anderen. Bestraft wird aber selten der Dieb, sondern der, bei dem weiterverkaufte "Ware" gefunden wird.
Da, wo Freundschaften entstehen, werden sie durch das System kaputt gemacht. Wer einen Knasti davon abbringt, weiter Drogen zu nehmen, bekommt es mit dem internen Verkäufer der Drogen zu tun, erhält zu einem Freund gleich einen Todfeind. 
Nein, der den Strafvollzug in Ecuador verbessern will muss bei dem Personal anfangen. Dort werden die eingeschmuggelten Waffen "übersehen". Dort herrscht Ungerechtigkeit, weil da kein stabiles, geschultes Personal vor Ort ist. Und es sollte bei den Richtern anfangen, die bei gleichen Straftaten zwischen 2 und 8 Jahren Haft verhängen. Die Justiz ist bei allem Bemühen noch korrupt. Und das ergibt sich zwangsläufig, wenn wir regierungsfreundliche Richter bestellen. Zwar wird bei Berufungen auf Fachwissen geprüft, aber an entscheidender Stelle sitzen Parteigänger der Regierung. Erst wenn die Justiz wirklich unabhängig ist, kann es gerechter zugehen - ein weiter Weg in unserem Land.

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