Freitag, 5. Juli 2013

Sicherheitkomitees in Quito

Die großen Städte Ecuadors sind nicht besonders sicher. In der Hauptstadt Quito sind es bestimmte Stadtviertel, die besonders heimgesucht werden. Es sind nicht nur Diebstähle auf der Straße. Es werden auch die kleinen Läden überfallen und die Kasse geraubt. Da gibt es Überfälle auf Busse in den Stadtrandgebieten. Und dann nicht zuletzt die Wohnungseinbrüche, unabhängig, ob jemand zuhause ist oder nicht. Deswegen sind die meisten Häuser nicht nur hermetisch verriegelt, sondern Stacheldraht und auf Mauern einbetonierte Glasscherben sollen schützen. Derzeit ist die große Mode der elektrische Zaun um Privatgrundstücke. Sicherheitsfirmen haben Hochkonjunktur, aber die kann sich nicht jeder leisten. Besucher wundern sich häufig, warum in Missionskrankenhäusern Wachpersonal patrouilliert. Unsere Patienten müssen für die Leistungen bezahlen und so wird Geld eingenommen. Wir sind ebenfalls schon überfallen worden.

Die Stadt Quito verfolgt seit 2009 ein eigenes Konzept der Sicherheit - eine Art Bürgerwehr.
In verschiedenen Stadtvierteln wurden einfache Bürger in Sachen Sicherheit an 10 Samstagen geschult. Danach bekommen sie nach einer Überprüfung ihrer Kenntnisse eine Berechtigung, in ihrem Stadtviertel für Sicherheit zu sorgen. Bei den Kursen geht es um Demokratieverständnis, Rechte und Pflichten und wie man kritische Gefahrenpunkte des Stadtviertels verändern kann. 42 % der Stadtbewohner fühlen sich nicht sicher. Bei den Kursen machen nicht nur Abenteurer mit, sondern auch mittleres und fortgeschrittenes Alter, Männer und Frauen mit. Viele von ihnen haben persönlich Diebstahl und Überfälle erlebt. Deswegen sind sie dabei.
Ziel ist, Komitees der einzelnen Stadtteile zu bilden und dort Sicherheitskonzepte auszuarbeiten. Wo sind neuralgischen Punkte? Was kann man zur Sicherheit ändern. Wie kann man zusammen mit der Stadtverwaltung und der Polizei das Verbrechen zurückdrängen? Die Regierung beteiligt die Bürger aktiv am Geschehen - eine sicher lobenswerte Einrichtung.
Aber es gibt auch kritische Stimmen dazu. In einigen Stadtteilen patrouillieren inzwischen selbsternannte Bürgerwehren durch die Straßen. Manche sind mit Besenstielen bewaffnet. Es sollen auch schon Waffen bei ihnen gesehen worden sein, was allerdings verboten ist. Manche verstärken die Polizei zu Fuß. Die Rechtslage ist klar. Solche Bürgerinitiativen schießen über das Ziel hinaus.
Mir macht die Angelegenheit aber doch ein wenig Angst. Von solchen Bürgerinitiativen ist es nicht weit von einem weiteren Ziel, das die Regierung schon des Öfteren angedeutet hat. Die Nachbarschaftshilfe. In jedem Stadtteil soll danach ein Bürgerkomitee sich um die Nöte der Mitbürger kümmern. Dieses Modell wurde auch in Kuba eingeführt und ist letztlich zu einem gut wirkenden Bespitzelungssystem herangewachsen, wo der Staat seine Bürger kontrolliert und Widerstand schon im Keim ersticken kann. Sind die ersten fast 2000 ausgebildeten Helfer der Stadtverwaltung in Quito dafür die Speerspitze?

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