Sonntag, 7. Juli 2013

Schulausbildung in Ecuador

In wenigen Tagen ist die Schule im Hochland zu Ende, nachdem während des Schuljahres plötzlich um zwei Wochen verlängert wurde, was wieder mal für viele Familien die Sommerpläne durcheinandergebracht haben. Aber kurzfristige Änderungen sind wir ja gewohnt. In der Vergangenheit war es oft der Streik der Lehrer, wenn sie mal wieder auf ihren Lohn 2 - 3 Monate verzichten mussten. Dann fiel die Schule aus, aber musste nachgeholt werden. In Extremfällen führte das dazu, dass die Kinder keine Sommerferien hatten. Das gehört aber mittlerweile der Vergangenheit an. Aber kurzfristige Änderungen, Verlegung der Ferien ohne Vorplanung für ein ganzes Schuljahr, das gibt es nach wie vor. Dennoch wird diesmal  Vieles grundlegend und berechenbarer geändert.

Da ist erstes der Beginn und das Ende des Schuljahres. Ecuador ist ein geteiltes Land. Die Küstenregion hatte ihr Schuljahr von ca. Ostern bis vor Weihnachten, während die Sierra und der Ostteil des Landes nach der Nordhalbkugel gingen mit langen Sommerferien von Juni/Juli bis Anfang Oktober. Dazwischen gab es kaum freie Tage, vielleicht einige an Weihnachten und die Karwoche. Die Schule zog sich ewig hin und die Eltern wussten nicht, was mit ihren Kindern in den langen Ferien zu tun.
Das wird jetzt geändert. Wir gehen weg von den Trimestern mit 3 Prüfungen in allen Fächern hin zu Semestern, also zwei Zeugnissen und Zwischenprüfungen. Früher war es klar: Erstes Trimester bis Weihnachten, zweites bis Ostern und dann bis Juni/Juli. Dafür gibt es jetzt nach der neuen Ordnung zwar an Weihnachten kaum noch frei, aber zwei Wochen Ferien im Februar. Und die Küste wird jetzt Stück um Stück an den Fahrplan des Hochlandes angeschlossen. Dieses Jahr fing die Schule dort erst im Mai an. Demnächst wird es einheitlich am ersten Montag im September losgehen und im Juni enden.
Die größte Änderung aber ist die Abschaffung einiger Schulabschlüsse. Ecuador hat das letzte Kindergartenjahr zum ersten Schuljahr deklariert, denn dort lernt man neben Farben auch Buchstaben und Zahlen. Dann 6 Grundschuljahre, Primaria genannt. Danach kommt die Secundaria, die weiterführende Schule, in sogenannten Colegios, für weitere 6 Jahre. Die ersten drei davon sind gemeinsame Ausbildung für alle. Einige Colegios bieten dann Berufsausbildung an, etwa zum Elektriker, Automechaniker, Schneiderin oder Landwirtschaft, entsprechend einer Gesellenausbildung. Die anderen Schulen bereiten für die Universität in drei Gruppen vor:
-    Chemie - Biologie: Damit kann man dann Chemie, Biologie, Medizin etc. studieren.
-    Mathematik - Physik für solche naturwissenschaftlichen Fächer in Richtung Ingenieure.
-    Soziale Fächer: Lehrerausbildung, Soziale Fächer bis hin zur Psychologie.
In der Praxis musste also ein Schüler seine Zukunft nach der 3 Klasse der Secundaria entscheiden und es gab wenige Änderungsmöglichkeiten.
Die moderne Ausbildungsentwicklung hat hier eine Änderung gefordert. Viele neue Berufe passen hier nicht mehr in dieses einfache Schema. So gibt es ab jetzt nur noch ein einheitliches Bachillerato, das alle ableisten müssen und dann alle Fächer studieren können. Das klingt gut und logisch, doch hat auch seine negativen Seiten:
Früher konnten schwache Schüler über den Zweig "Sociales" auch ihr hiesiges "Abitur" machen. Das wird jetzt für machen Schüler unmöglich. Und ohne Bachillerato kann man gar nicht anfangen, noch nicht mal Bote für eine Bank oder Firma sein und Post austeilen. Ein kleiner Anteil Schüler wird hier hinten runterfallen, weil er bestimmte Fächer die letzten 3 Jahre nicht abwählen kann und so das Bachillerato nicht schaffen wird..
Wie so oft hat eine Regierung gut überlegt und Entscheidungen getroffen, die in die richtige Richtung gehen. Ein Schüler der 9. Klasse sollte nicht endgültig sein Leben festlegen müssen. Aber am Angebot für die Leistungsschwachen und ihrer Chancen muss noch gearbeitet werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen