Donnerstag, 11. Juli 2013

Der Condor

Seit Jahrhunderten schmückt der Adler das Wappen von Königshäusern und ganzen Staaten sowohl in Europa wie auch Nordamerika. Er ist das Symbol von Stärke und Überlegenheit, weil er sich in die Lüfte erheben kann und Weite, Übersicht und Macht repräsentiert. Was der Adler für uns ist, symbolisiert der Condor für die Andenregion. Es gibt ihn in den Bergen von Venezuela bis in den kalten Süden Chiles zur Magellanstraße. Und er findet sich auch hierzulande im Staatswappen.
In der Mythologie ist der Condor allgegenwärtig, kann Frauen oder junge Rinder rauben und ist der Bote zwischen den Menschen und den Göttern. Für die Bauern des Hochlandes war er viele Jahre lang der Feind, denn ab und zu verschwand ein Huhn oder Meerschweinchen und mit dem Einzug der Feuerwaffen wurde auch den Condor als Feind systematisch dezimiert. Das hat sich leider immer noch nicht ganz gelegt, wenn auch inzwischen die große Mehrheit der Ecuatorianer den Condor bewundert und schützt. Derzeit ist ein junger Condor in der veterinärmedizinischen Betreuung einer Universität nach Schussverletzungen.
Aber es ist nicht damit getan, dass man den Herrn der Lüfte in Ruhe lässt. Er vermehrt sich nicht so schnell wie Kaninchen. Der Condor lebt monogam. Männchen und Weibchen trennen sich nicht und wenn einer stirbt findet sich fast nie ein neuer Partner. Außerdem legt ein Weibchen durchschnittlich nur alle zwei Jahre ein Ei von 11 cm Durchmesser.
In Ecuador gibt es derzeit 68 Condors, 50 davon leben in Freiheit und 18 in Zoos. Und dort wird mit allen Mitteln versucht, für Nachwuchs zu sorgen, den man in die Freiheit entlassen könnte. Doch das klappt nicht. Nach Jahren gab es endlich einen Jungen, den die Eltern aber nicht richtig pflegen konnten und so verstarb er. Die Aufzucht von jungen Condors scheint in Gefangenschaft nicht zu klappen, aber die Condors in Zoos sind ohne Fütterung auch nicht mehr überlebensfähig, auch wenn man sie in Haciendas von Besuchern abschirmt und ihnen großen Freiraum gestattet, den kein Zoo geben kann. Die Zukunft der Condors liegt in der Freiheit und da ist in Ecuador noch viel Platz. Es gibt noch große Gebiete ohne Straßen und menschlichem Zugang. Das Wichtigste ist, dass die Menschen dieser Gebiete den Condor nicht mehr als Feind betrachten.
Es ist schon etwas Majestätisches, wenn dieser Riesenvogel mit bis zu 3,5 m Flügelspannweite lautlos über einem kreist und große Entfernungen in den Bergen mühelos überwindet. Am Tag als der Flughafen Quito aus der Stadt in das nahe Tal verlegt wurde und die Stadt plötzlich ruhig wurde, weil der Lärm der Flugzeuge fehlte kreiste ein Condor über dem alten Flughafen als wollte er verlorengegangenes Terrain wieder zurückerobern. Es gibt ihn noch, so nahe an unserer Zivilisation, denn Herrn der Lüfte der Anden.

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