Sonntag, 9. Juni 2013

Freud und Leid des Schnellen Geldes

Erdöl der die Nummer 1 der Einnahmen unseres Landes Ecuador. Wir haben unlängst einige Tage Urlaub in der Region im Ostteil des Landes südlich der kolumbianischen Grenze im Amazonaszuflussgebietes machen können. Ecuador hat Erdöl, aber es sind viele kleine unterirdische Erdölblasen, die durch Bohrungen angezapft werden, einige Mitten in einer Stadt wie in Shushufindi. Dann werden kleine Leitungen gelegt und irgendwo laufen die zusammen, um in einer Hauptleitung Richtung Küste abgepumpt zu werden. Aber es kann ja mal der Fall eintreten, dass die Hauptleitung unterbrochen ist. Dazu sind Zwischentanks eingerichtet worden. Wer entlang der Hauptstraßen fährt, inzwischen alle geteert, sieht zu beiden Seiten die vielen kleinen Metallleitungen, die zur schließlich großen Hauptpipeline führen.  Und die geht entlang des aktivsten Vulkans Ecuadors, dem Reventador, und dann über die Anden bis in fast 4000 m Höhe, weil durch einen Tunnel geleitet, dann über Quito bis zur Küste zum Ölhafen Esmeraldas im Norden des Landes. Dort wird unser schwarzes Gold verschifft. Ecuador hat eigene Schiffe angeschafft, um auch da möglichst wenig Gewinn abzugeben.
Am 31. Mai ist wieder einmal diese Hauptleitung gebrochen. Diese Pipelineführt an einem aktiven Vulkan entlang und geht durch schroffe Täler. Derzeit ist Regenzeit im Ostteil des Landes. Überall gibt es Schlamm- und Gerölllawinen und hier und da nehmen sie auch die Pipeline mit. Dann ergießt sich das Öl in die Landschaft, in Flüsse und Bäche, bis über Alarm durch Druckabfall der Zufluss gestoppt wird. Dann läuft eine hektische  Reparationsaktion an, denn sonst laufen die Reservetanks über.
1972 erstmals in Betrieb genommen, wies die Pipeline bisher 72 Risse auf. Das sind geschätzte knappe dreiviertel Million Barrels Rohöl, die in der Erde und den Flüssen Ecuadors verloren gingen. Da gibt es Seen, die seit Jahren keine Fische mehr haben.
Aber die Ölgesellschaften haben auch gelernt. Die großen Katastrophen geschahen in den 70-er und 90-er Jahren. Was heute geschieht ist nichts gegen die Katastrophen des Anfangs. Und doch ist die letzte Katastrophe schlimm für die Bewohner der unteren Flussabschnitte. Sie haben kein Trinkwasser mehr und werden durch Schiffe mit Wasser und Lebensmittel versorgt.

Aber wie immer gibt es auch Leute, die daran verdienen wollen, die auch das schnelle Geld zu erhaschen wünschen. Es sind die Anwohner solche eines Rohrbruchs. Die Landschaft muss meistens von Hand gesäubert werden. Dann lassen die Bauern der Gegend ihre Fincas liegen und arbeiten für ca. 800 Dollar Monatslohn für die Ölgesellschaft. Dieses Einkommen haben sie sonst nicht. Ganze Familien lassen in dieser Zeit alles im Stich und verdienen riesig. Das Problem kommt manchmal hinterher. Dass sind die Felder nicht bestellt worden. Die Ernte ist verdorben und sie fallen in ein finanzielles Loch und schreien nach staatlicher Hilfe für "Geschädigte der Erdölleitung".

Das schwarze Gold, das Ecuador so viel Segen zu bringen scheint, hat viele Schattenseiten. Ölarbeiter ändern die Kultur, dringen in bisher entlegene Gegenden ein. Das schnelle Geld verändert mehr als man oberflächlich sieht. Und im Gefolge ändert sich ein ganzes Land. Wird eine Schneise für eine Pipeline in den Urwald geschlagen, wächst die nicht einfach zu, sondern im Gefolge kommen "Colonos" ? Siedler, die dann das Land bebauen. Die Indianer werden weiter weg verdrängt, aber auch Gelegenheitsjobs zerstören die bäuerliche Lebensweise entlang der Hauptschlagader des Landes. Das schnell Geld war selten ein Segen für Viele.

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