Montag, 6. Mai 2013

Auch in Ecuador ist die Rente nicht mehr sicher

IESS ist die Abkürzung für Instituto de Seguridad Social Ecuatoriana, das staatliche Sozialversicherungssystem. Es wurde 1970 während einer Militärdiktatur und dem beginnenden Ölrausch gegründet, als man im Osten des Landes Erdöl entdeckte. Es wurde als Dachorganisation der wichtigsten Nöte des Landes gegründet. Damals glaubte man noch an Geld für alle.
Drei Versicherungen gehören dazu.
Die größte ist die Krankenversicherung. Mit eigenen Krankenhäusern wird jeder versorgt, der in Arbeit steht. Ein halbes Jahr nach Eintritt hat man Anrecht auf ambulante und nach einem Jahr auf stationäre Behandlung.
Die zweite Versicherung ist die der Berufskrankheiten und Berufsunfälle bis hin zu Frührenten.
Die dritte ist die Sozialversicherung der Campesinos, der Bauern auf ihren kleinen Feldern auf dem Land.
Daneben werden aber auch Gelder ausgeliehen. So kann man sich seinen privaten Hausbau mitfinanzieren lassen, es gibt Darlehen für Studiengebühren der Kinder, die dann bei geringem Prozentsatz zurückgezahlt werden müssen.
Der Löwenanteil der Einnahmen ist aber die Rentenversicherung der Mitglieder.
21 % des Lohnes werden in das IESS eingezahlt, knapp die Hälfte vom Arbeitnehmer, etwas mehr vom Arbeitgeber. Doch seit wir Ecuador kennen, ist das IESS am Rande einer Pleite.
Da war zunächst einmal die fehlende Zahlungsmoral. Freiberufliche oder Zusatzeinkünfte gab man grundsätzlich nicht an, also kam auch wenig in der Versicherung an. Das hat sich in den letzten 15 Jahren drastisch geändert. Kontrollen und saftige Strafen haben das Denken fürs IESS und auch fürs Finanzamt geändert. Und mit Computervernetzung ist die Kontrolle immer besser. Weshalb dann heute die Sorgen des Systems?
Das Krankenhausystem ist ein Filz geworden. Gewerkschaften haben ihre Macht ausgespielt und es wurden Medikamente und medizinische Geräte verschoben. Oft genug mussten Dienste an die privaten Arztpraxen abgegeben wurden, die sich um solche Hospitäler ansiedelten. Die medizinischen Dienste waren nicht effektiv genug.
Aber den größten Aderlass hat die jetzige sozialistische Regierung veranlasst.
- War vorher der Arbeiter selbst versichert, ist es jetzt auch seine Frau, die nicht beschäftigt ist und alle Kinder bis 18 Jahren. Plötzlich hat sich über Nacht die Zahl der Versicherten vervielfacht bei gleichen Einnahmen.
- Die Renten wurden deutlich erhöht, was auch sozial nötig und wahlkampftechnisch wirksam war.
- Der Staat braucht Geld und unter dem Motto: Kapital soll nicht auf der Bank liegen, sondern arbeiten, hat der Staat beim IESS Darlehen aufgenommen, die er zusammen mit anderen Verpflichtungen derzeit in Absichtserklärungen zurückzahlt.
- Am meisten macht den Planern aber die Zukunft zu schaffen. Denn die letzte Volkszählung 2010 macht deutlich, dass die Bevölkerungspyramide an der Basis zurück geht. In Kürze wächst Ecuador nicht mehr. Ich habe bei diesem Bericht bewusst die Zahlen weggelassen, denn sie sagen einem Ausländer wenig. Aber derzeit wird ein Rentner von 7 Einzahlern gestützt. 2050 werden es höchstens noch 3,5 aktive Arbeitende sein. Folglich wird auch hier schon nachgedacht über:
-  Das Renteneintrittsalter soll ab 2015 von derzeit 60 Jahre bis 2035 auf 65 Jahre angehoben werden.
- Der Beitragssatz für den Arbeitnehmer soll von derzeit 9,7% des Lohnes auf 17,8% angehoben werden.
- Und sicher werden manche Kredite und Extragelder, die sich ältere Leute als Kredite holen, dann schleifen lassen bis sie versterben, auch nicht mehr so schnell genehmigt.
Als Fazit merkt man, dass staatliche Monopolriesen auf Dauer nicht effektiv sind. Da ist immer Korruption im Spiel, die sich nicht ausmerzen lässt. Aber auch in Ecuador macht sich die Altersspirale und fehlenden Nachkommen bemerkbar - jetzt noch auf dem Papier, bald aber in der Wirklichkeit. Und der Staat muss lernen, sich nicht bedienen zu dürfen. Kredite, die vielleicht andere Regierung nur schwer zurückzahlen können.
 Irgendwann wird aber eine spätere Regierung wieder versuchen, diesen Monopolriesen zu zerschlagen. Dann aber wird sie es wie in der Vergangenheit wieder mit der Bevölkerung zu tun bekommen. Trotz aller Missstände, langen Wartezeit und vielen anderen Unzulänglichkeiten, will doch keine sein IESS missen. Dann werden wieder die guten Seiten erzählt, als die totkranke Oma doch noch weiterleben durfte, wie man den Kredit fürs Haus kam und der Sohn  studieren durfte. Also bleibt das IESS und schwank weiter vor sich hin. Aber ist das in Europa oder Nordamerika anders? Jeder liebt sein System und schimpft, wenn etwas zu langsam geht und die Finanzen einen persönlich betreffen.

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