Sonntag, 10. Juni 2012

Was sind O-Beine?

Da denkt der eine vielleicht an einen Cowboy, der sein halbes Leben auf einem Pferderücken verbracht hat und jetzt krumm geht. Oder es fallen einem einige seltsame Menschen ein, die schief gehen und mit denen man nicht viel gemeinsam hat. Es sind aber Menschen, die aus verschiedensten Gründen seltsam laufen, aber nach kurzer Zeit Schmerzen hauptsächlich in den Kniegelenken haben.
Wir haben viele solcher Patienten. Bei den meisten  ist es die Folge von Unfällen und hohen Schienbeinbrüchen, die nicht behandelt wurden. Dann verheilt die Fraktur schließlich und das Knie nutzt sich einseitig ab.
Aber es gibt auch Krankheiten wie die Epiphysiale Dyplasie. Es ist eine seltene Erkrankung, bei der die Gelenke meist der Beine falsch wachsen. Da ist Edison Ch., jetzt fast 10 Jahre alt. Bei ihm wuchs das Hüftgelenk nach innen und nicht genügend in die Höhe. Wir haben seine beiden Hüften umgestellt, doch das Pfannendach kam mit dem Wachstum des Hüftkopfes nicht nach und die Hüfte drohte aus dem Gelenk zu schlüpfen. Mit unserem internationalen OP-Team haben wir ihm dieses Jahr zwei Hüftpfannen gestaltet (Mizumo-Hüfte), mit der sein Problem bis zum Ende des Wachstums und weit darüber hinaus geregelt wäre.
Was aber, wenn die Kniegelenke betroffen sind?
Dixi W. lebt im Urwald. Seit Jahren hat sie O-Beine aufgrund der Dyplasie. 50° Fehlbildung und 50° Innendrehung der Schienbeine haben ihre Kniegelenke stark angegriffen und gelockert. Sie stolpert über die eigenen Füße. Zweimal haben wir versucht, ihre Wachstumsfugen operativ zu beeinflussen - ohne wirklichen Erfolg. Die Familie hatte sie schon "abgeschrieben" . Sie ist ja "sowieso nur ein Mädchen!" Ein Pilot unserer Missionsfluggesellschaft hat bei jedem Besuch im Dorf den Vater bekniet. Schließlich hat er für eine letzte Operation zugestimmt unter der Voraussetzung, dass Dixi dann besser ist und der Vater nichts bezahlen muss. Also hatten wir noch eine Chance.
Normalerweise würden man mehrere Operationen schrittweise durchführen. Wir hatten nur eine Chance und haben beide Oberschenkel, beide Schien- und Wadenbeine auf einmal umgestellt. 2,5 Std. OP, 6 Knochen in der Stellung verändert und befestigt und dann ein Gipsverband für mindestens 6 Wochen. So lange bleibt Dixi bei uns, nicht im Hospital selbst aber in einem Haus daneben, wo die Mutter für sie selbst kochen kann und wir jederzeit zur Hilfe sind.
Die ersten Schmerzen waren schlimm. Für die 10-Jährige bin ich erst einmal ein rotes Tuch. Aber die Mutter hat Vertrauen gefasst und Dixi wird es auch wieder, wenn sie anfängt mit Krücken zu laufen. 
Das sind einige wenige der Kinder, die hier am Rande der Gesellschaft leben und denen wir helfen können. Beide Kinder sind noch lange nicht gesund, aber sie haben eine Chance. Es gibt für bei aller breiter sozialistischer Medizin in Ecuador noch keine wirkliche Hilfe und die wird es auch in Jahren nicht geben. Auch dafür sind wir Missionare da. Danke für Menschen, die für diese Operationen bezahlen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen