Sonntag, 24. Juni 2012

Manta - Manos - die Zukunft hat bereits begonnen

Bild aus El Comercio, Quito,

Die Wirtschaft sucht ihre Verkehrswege. So entstehen Großprojekte. Jahrhunderte lang zogen Schiffe von der Ostküste Nordamerikas um die Südspitze des Kontinentes durch die nicht ungefährliche Magellanstraße mit ihren Klippen, Nebel und Stürmen nach Kalifornien und umgekehrt. So entstand der Plan, an der dünnsten Stelle Amerikas einen Kanal zu graben, der Schiffen Durchfahrt gewährt. Der Panamakanal ist über 100 Jahre alt und wurde erst vor Kurzem ausgebaut. Er ist nun auch für größere Schiffe zugänglich.
Aber zwischen dem Panamakanal und der Südspitze des Subkontinentes gibt es keine besonderen Verkehrsverbindungen in der Ost - West - Route. Da liegt Brasilien als aufsteigende Wirtschaftsmacht. So entstand schon vor vielen Jahren die Idee einer neuen Transportverbindung.
Manaos in Brasilien liegt am Zusammenfluss des Rio Negro mit dem Amazonas und ist mit Ozeanschiffen befahrbar. Es wuchs seinerzeit als Metropole der Kautschuksammler für die internationale Reifenindustrie zur Beginn der Auto Ära. Von Manaos aus könnte man Waren mit Flussschiffen den Amazonas aufwärts bringen. Endstation wäre dann Nueva Roca Fuerte, wo der Rio Napo in den Marañón mündet und der Fluss ab da Amazonas heißt. Dann ist Schluss mitten im ecuatorischen Urwald. Von dort muss die Ware auf die Straße und über die Anden gebracht werden. Diese Straße wird derzeit gebaut. Noch ist sie im Rohbau, doch bereits als 4 - spuriger Weg angelegt. Vorbei an den Ölfeldern geht es nach Tena und dann über bestehende Wege an Quito oder Ambato vorbei an die Küste, um in Manta wieder das Meer zu erreichen. In Tena wurde bereits der Flughafen gebaut. Der lag früher in der Stadt selbst, doch er war viel zu klein. Jetzt entstand in 40 km Entfernung am Ufer des Rio Napo der "Internationale Flughafen von Tena". Er mutet für Besucher seltsam an, riesig in seinen Ausmaßen, mitten im Dschungel mit derzeit 1 - 2 Flügen pro Tag - ein Geisterflughafen, anscheinend viel zu groß ausgelegt.
Und von Tena ist man seit Jahren dabei, eine Straße in die Anden nach Latacunga zu bauen. Der andere Teil zur Küste hin war bis vor Kurzem ein Feldweg, ist aber nun bestens ausgebaut. So wird die Hauptstadt Quito umgangen und nicht noch weiter mit Verkehr belastet. An der Küste ist der Weg bis zum Hafen in Manta bereits im Ausbau.
Eine der Hoffnungen Ecuadors ist ein zunehmender Warenverkehr in der Ost - West Richtung in Südamerika, von dem das Land profitieren möchte. Wer zuerst kommt, macht das Geschäft. Peru arbeitet an ähnlichen Plänen, aber da sind die Entfernungen auf der Straße größer.
Das klingt phantastisch, aber jeder Fortschritt hat seinen Preis. Der wichtigste ist die Straße am Rande des neugeschaffenen Yasuni - Nationalparks. Ecuador hat von der internationalen Staatengemeinschaft Millionen erhalten, um dort KEIN Petroleum zu fördern  und die Natur zu belassen. Nicht nur die Tiere, auch die Menschen, die dort leben, werden sicher von dem Verkehr und allen Folgeeinwirkungen beeinträchtigt. Und durch die Sierra Ecuadors wird eine weitere Achse geschaffen, die eine vergessene Landschaft südlich des Cotopaxi mit Leben erfüllen wird.
Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Ecuador muss Chancen suchen, die Zukunft zu gestalten. Dazu gehören Verkehrswege und leichterer Transport von Waren. Jeder denkt an die Nebenwirkungen und versucht, sie so gering wie möglich zu halten, Aber sie werden das Leben der Menschen vor allem im Urwald wieder einmal nachhaltig verändern. Und im Nachhinein kann man keinem die Schuld zuschieben. Das ist es, was überall und zu jeder Zeit auf der Welt passiert. Der Fortschritt hat seinen Preis. Die unerreichten Gebiete der Erde, weiße Flecken auf der Landkarte und ein Zoo, wo Menschen ohne Einfluss von außen leben, gibt es nicht mehr, auch längst nicht mehr im Amazonasgebiet.

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