Freitag, 22. Juni 2012

Chance der Umkehr



   Ima ist 55 Jahre alt und Huaurani - Indianer eines Stammes im ecuatorianischen Dschungel. Er ist im Urwald zuhause. Da kennt er sich aus. Aber er lebt ziemlich alleine. Ein Sohn starb durch einen Skorpionstich, seine Frau vor Kurzem durch Schlangenbiss. Einige seine Kinder leben in einer anderen Welt, in der Provinzhaupstadt Puyo. Sie haben dem Leben im Urwald den Rücken gekehrt. Eine Kultur ist dabei sich radikal zu ändern. Ima ist Christ geworden und Teil einer Gemeinde. Doch das bedeutet auch ein Hin - und Hergerissen zwischen verschiedenen Kulturen. Da fällt man schnell mal kurz in die alten Gewohnheiten zurück. Die Welt der Huauranis ist ein Auf und Ab der Gefühle geworden. Touristen und Ölarbeiter machen sich in ihrem Gebiet breit. Zum Glück wurden diese Indianer durch Missionare auf diesen Wechsel vorbereitet. Es bestehen einheimische Gemeinden mit eigener Führung, eigenen Strukturen in ihrer Sprache.
   Huauranis nennen sie sich - Menschen. Andere nennen sie Aucas gleich Mörder, denn sie sind ein kriegerischer Stamm. Dieser Zug bricht immer wieder bei ihnen durch. Dabei geht es nicht in erster Linie um den Kampf gegen andere Stämme. Die meisten Opfer gibt es bei Stammesfehden der einzelnen Clans untereinander. Bis die ersten Missionare 1956 diesen Stamm erreichten, war ihre Zahl auf ca. 300 Mitglieder zurückgegangen. Sie Leben in Kleindörfern so um die 30 Personen zusammen. Kaum ein Mann wurde 30 Jahre alt oder mehr. Dann war er ermordet worden. Rache und Gegenrache waren der Alltag und die Clans überfielen sich gegenseitig. Das hat mit dem Wachstum von christlichen Gemeinden deutlich nachgelassen, aber immer wieder hören wir von weiteren Massakern. Inzwischen soll die Zahl der Huauranis bei ca 1500 liegen, Tendenz steigend.
  Ima ist Christ, aber irgendwann lässt er sich von "Freunden" zu einem Rachefeldzug verleiten. Dabei gab es viele Tote. Das steht in keiner Zeitung. Das passiert einfach so im Urwald. Dann kehrte er nach Hause. Kurz danach verletzte er sich. Es war der Sturz von einem Baum, dann der Sturz von einer Brücke - so erzählt er. Aber die anderen sprechen von der Rache anderer Huauranis und einem schweren Schlag. Danach geht es ihm schlecht. 9 Tage danach wird er ins staatliche Hospital nach Puyo ausgeflogen. Doch dort behandelt man ihn nicht. So bittet er den Piloten, ihn doch zu uns zu bringen. Hier kommt ein totkranker, blutarmer Patient an, den wir sofort notfallmäßig operiert haben.  Sein rechter Leberlappen war fast in zwei Hälften gerissen, seine Därme schwammen in 3,5 Liter altem Blut. Nicht alles war zu Nähen. Die restliche Blutung haben wir durch Kompressen gestillt. Diese Kompressen sind inzwischen entfernt. Die Lungenfunktion setzte aus. Ima musste über 3 Tage lang beatmet werden. Nach 11 Blutkonserven und viel Frischplasma haben wir ihn vom Beatmungsgerät abgesetzt, einen Tag später fing er an zu essen, einen Tag nach Ende der Intensivstation wollte er heim, um sich sein eigenes Essen zu fangen.Bleibt eine Rechnung von $ 7.600, die wir bezahlen.
   Für uns ist es ein Wunder. Wir haben es mit einem gesunden Patienten zu tun, der keine Herzerkrankung, keinen Hochdruck oder Diabetes aufweist. Aber das Wichtigste war, dass er in dieser Zeit wieder seinen Frieden mit Gott gefunden hat. Zum Glück haben wir einen Missionar, der halbwegs seine Sprache spricht. Der hat ihn betreut. Viele haben für ihn gebetet. Ima weiß, dass er noch mindestens 5 weitere Wochen nicht auf Jagd gehen darf. So lange braucht seine Leber zur Heilung. Aber viel wichtiger ist, dass er gemerkt hat, dass Gott ihm eine zweite Chance gegeben hat. Derzeit lässt er das Wort Gottes nicht aus den Händen. Es soll ihn auch weiter begleiten.
   Geht es nicht jedem von uns als Christen so? Wir fallen oft genug in die alte Lebensweise zurück. Nicht jedes Mal muss dabei jemand sterben. Aber die Auswirkung unseres Handelns ist ähnlich. Gott gibt uns mehr als nur eine Chance der Umkehr!!!!

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