Sonntag, 13. Mai 2012

Politisches Asyl in Ecuador


    Ecuador ist Touristenland und so ist es nicht verwunderlich, dass jedermann mit einem gültigen Rückflugticket am Flughafen ein Touristenvisum erhält. Doch bekanntermaßen kehrt nicht jeder sogenannte Tourist auch fristgerecht wieder zurück. Hierzulande gibt es keine behördliche Registrierung, also kann man sich, einmal eingereist, auch ungestört im Land bewegen. Unter den Menschen, die hier bleiben, ist eine große Gruppe Wirtschaftsflüchtlinge. Vor einiger Zeit waren es vor allem Chinesen, die hier blieben und auf einen günstigen Zeitpunkt zur Immigration nach Nordamerika abwarteten. Bei den starken wirtschaftlichen Verflechtungen Ecuadors mit China fallen ein paar Chinesen mehr oder weniger nicht besonders auf.
Dann gab und gibt es eine größer werdende Gruppe aus verschiedenen Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Unter ihnen sind in der letzten Zeit einige Verhaftungen und Abschiebungen wegen Verbindung zu Rauschgiftmafia erfolgt. Zunehmend arbeiten hiesige Kokaproduzenten mit asiatischen und russischen Drogenkartellen zusammen.
    Die wirklichen politischen Asylanten in Ecuador kommen zum Großteil aus Kolumbien und sind vertriebene Bauern, die zwischen die Räder der Untergrundbewegungen und der Paramilitärs geraten sind. Von den über 55 000 anerkannten Asylanten Ecuadors stammen 54 500 aus Kolumbien. Aus Kuba kamen bisher 240 positiv bescheinigte Asylsuchenden. Dann erst folgen Afghanistan mit 114, Pakistan, Nigeria, Eritrea, Somalia, Nepal, Äthiopien und Bangladesch mit Einzelpersonen.
Ecuador ist sicher nicht der Magnet für Asylsuchende, aber mit zunehmendem Reichtum natürlich attraktiver als zuvor. Es ist bezeichnend, dass bislang keine Iranis hier politische Zuflucht suchen. Dazu sind die politischen Bande zwischen Ecuador und Teheran zu eng.
    Ecuador hat seine Grenzen weit offen. Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle. Aber die Kontrollen sind schärfer geworden. So wird Ausländern jetzt nicht mehr das automatische 3 - Monatsvisum um weitere 3 Monate verlängert. Wer länger hier bleiben will, muss die Gründe offenlegen und von vorne herein ein anderes Visum beantragen. Das geht dann den langen Behördenweg. Wir sind in der gleichen Situation wie viele Länder dieser Erde. Der Tourismus und das Reisen nehmen zu, aber auch die illegalen Geschäfte, die organisierte Kriminalität. Dazwischen gibt es einige wenige aus fernen Ländern und viele aus unserem Nachbarstaat, die hier Unterschlupf suchen müssen. Und dafür ist unser Land offen, auch wenn schon der eine oder andere über die vielen Kolumbianer stöhnt, die ihm den Job wegnehmen.

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