Mittwoch, 2. Mai 2012

Geschichte des Flughafens von Quito

   52 Jahre besteht der Flughafen Mariscal Sucre in Quito und er hat viele Änderungen gesehen. Gebaut wurde er weit außerhalb der Stadt im Grünen, umgeben von Wiesen. Wer damals ankam, erzählte von einer 20 minütigen Taxifahrt in die Stadt. Heute dauert die Fahrt noch viel länger. Das liegt aber am Verkehr, denn die Stadt ist um den Flughafen herum und Kilometer weit nach Norden gewachsen. Eine Landebahn und eine Zubringerstraße zur Runway, das ist der Grünstreifen mitten in der Stadt. Keine 10 Meter Abstand donnern ankommenden Fliegern über die Autoschlange, denn die Start - und Landebahn weist einen Knick auf, bei dem man besser vorher aufsetzt oder danach sehr scharf bremsen muss. Die Bahn ist nur gut 3 km lang und das auch erst nach Verlängerung in den letzten Jahren. Und so ist auf diesem Flugplatz auch genug passiert.
    In Betrieb genommen wurde der Internationale Flughafen Quito am 05. August 1960. Einen Monat später zerschellte eine Maschine beim Landanflug an einem der umgebenden Berge - 37 Tote. Im September 1984 stürzte  eine Maschine bei Start in das benachbarte Wohngebiet - 49 Tote. Der schlimmste Unfall am 20. August 1998 als eine Tupulev aus Kuba wegen Triebwerkschaden nicht hoch kam, bremste, gegen eine Mauer prallte, Feuer fing und ausbrannte 76 de 90 Passagiere fanden den Tod. Alle weiteren der insgesamt 11 Unfälle forderten einige Verletzte und bescherten Flugzeugfracks, die oft erst nach Monaten abgebaut wurden. Die teuerste dürfte wohl ein Airbus 320 der spanischen Iberia gewesen sein.
    Der Flughafen hat aber auch das Leben der Stadt darum herum geprägt. Dort sind die Lager für internationalen Handel. So manches Wohnhaus ist Stück um Stück umgebaut worden. Besonders die Blumenindustrie Ecuadors hat dort ihre Kühlhäuser, in den tagsüber die Blumen angeliefert und gelagert wurden. Nachts wurde der Flieger dann beladen. Doch in letzter Zeit wurde umgestellt. Mehr und mehr kommen die Kühllaster nachts an und laden direkt ein.
    Ist das nicht ein unbeschreiblicher Lärm? Nun, wer in der Einflug oder gar Ausflugschneise wohnt, dem klirren die Fensterscheiben und jedes Gespräch verstummt erst einmal für eine Minute. In einer Kirche dieses Stadtviertels legt man eine Schweigeminute ein. Wer aber an der Seite wohnt, gewöhnt sich an den Lärm. Er gehört zum Leben, das hier in Lateinamerika sowieso einen höheren Geräuschpegel aufweist als etwa in Europa. Wir wohnen 15 min Fußweg vom Hauptgebäude entfernt etwas über dem Rollfeld. Wenn Besuch kommt, warten wir das Flugzeug ab. Wenn wir es sehen, machen wir uns gemütlich auf den Weg und kommen noch rechtzeitig an. Das ist sehr angenehm.
    Jetzt soll der Flughafen endgültig ins Tal verlegt werden. Ich kenne kaum keinen, der sich darüber freut, denn dann werden wir mindestens eine Std. Anfahrtszeit haben und das auch nur, wenn die Straßen halbwegs frei sind. Wir sind gespannt, wie sich die Stadtviertel um den Flughafen verändern werden. Eine Ära geht zu Ende und ein persönlicher Flugplatz mit eigenem Flair wird zu einem der modernen Städte außerhalb der Stadt, die alle gleich aussehen, gleich funktionell und langweilig sind wie überall in der Welt. Schon jetzt weinen viele Quiteñer ihrem Grünstreifen mitten in der Stadt eine Träne nach.

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