Sonntag, 8. April 2012

Und immer wieder das alte Lied - Rauschgift

Ecuador ist ein Rauschgiftzwerg, was den Anbau der Kokapflanzen angeht, aber ein Riese im weltweiten Verkauf. Umgeben von den potenten Nachbarn Peru und Kolumbien mit nachgewiesenen 62 000 ha Kokaanbaufläche bei jedem der Nachbarn, ist es naheliegend, dass die Ware über Ecuador in die ganze Welt geht. Wir haben mehrfach davon berichtet. Perus teilweise geduldeten Anbauflächen liegen im Süden Richtung Amazonastiefland. Seit dem Friedensvertrag mit dem Peru hat der Handel stark zugenommen und mehrere neue Grenzstationen wurden eröffnet. Der Rest geht über Feldwege in einem dünn besiedelten Gebiet, in dem der Schmuggel blüht, weil beispielsweise das Gas für Haushalte hierzulande stark subventioniert wird. Jeder starke Preisunterschied ruft Schmuggler auf den Plan.
Kolumbiens Hauptanbaugebiet für Koka liegen an der Küste und im Amazonastiefland just an der ecuatorianischen Grenze mit teilweise 4 ha Kokaanbau pro Quadratkilometer Urwaldgebiet. Die Pflanzungen müssen dort versteckt werden. Luftaufnahmen weisen die Zonen auf, aber noch ist das dortige Militär nicht in der Lage, diese Gebiete ausreichend zu kontrollieren. Dort herrschen nach wie vor die Guerillaorganisationen wie FARC und ELN. Weitere Anbaugebiete befinden sich in der Nähe der venezolanischen Grenze. Somit ist es naheliegend, dass der Großteil des Rauschgiftes über Ecuador Lateinamerika verlässt. Natürlich gibt es auf den wenigen Wegen ins Landesinnere Ecuadors Kontrollen, aber das sind die Routen vieler Lastwagen zu und von den Ölfeldern Richtung Hauptstadt Quito. Mittlerweile hat sich Ecuadors Küste als Küche zum Kochen der Kokaextrakte entwickelt. Die Mafia kauft entlegene Haciendas auf, in der Nacht ist plötzlich hektische Aktivität zu beobachten. Die Nachbarn haben Angst und sagen nichts und so besteht für einige Monate eine mehr oder wenige geschützte Produktionsstätte für Rauschgift, das meist per Fischerboote das Land verlässt, um auf hoher See umgeladen zu werden. Ja die Rauschgifthändler bedienen sich einiger U-Boote, die im Schlepptau von Fischerbooten bis in die Flüsse etwa Nordamerikas ins Landesinnere gelangen, wo keiner einen Umschlagplatz für die "heiße Ware" vermutet.
Derzeit ist wieder ein Wandel im Gange. Die Flugplätze werden wieder vermehrt benutzt, wo Waren wie Fruchtsaftgetränke und Blumen das Land verlassen. Die Kokaproduzenten sind äußerst flexibel und einfallsreich.
Der Staat muss reagieren, ob er will oder nicht. Wurden 2009 noch 68 Tonnen Kokain von der Polizei sichergestellt, waren es 2012 nur 18,1 Tonnen, 2011 26 Tonnen und diesem Jahr bisher 10,6 Tonnen. Das zeigt, dass die Mafia gelernt hat, neue, weniger bekannte Vertriebswege zu finden. Deswegen wird ab jetzt vermehrt das Militär zur Bekämpfung eingesetzt. Laut Verfassung ist das Militär nur zur Landesverteidigung ermächtigt. Jetzt heißt die Begründung, dass die Kokaproduzenten mit den Guerilleros zusammenarbeiten. Deswegen ist das Militär ab sofort nicht nur in den Schlagzeilen, wenn wieder und wieder Kokapflanzungen auf einheimischem Gelände entdeckt und zerstört wurden. Jetzt kontrolliert das Militär auch innerhalb des Landes. Ein eigenes Rauschgiftdezernat wurde eingerichtet.
Kurzfristig werden wir Erfolge sehen. Die Neuerung zeigt Früchte. Doch dann werden wir wieder zurückkehren zum Problem von gestern. Ein Staat ist eben nicht so flexibel wie die Gesetze des freien Marktes. Da, wo gekauft wird, wird auch geliefert. Die Konferenz der amerikanischen Staaten, auf der unser Präsident aus Protest nicht teilnimmt, beschäftigt sich gerade mit diesem Thema: Freigabe des Konsums von Koka oder verschärfte Kontrollen des Verkaufes. Ausgerechnet dabei wird Ecuador von untergeordneten Emissären vertreten. Dabei müsste der Staat nach dem Skandal von Rauschgift im Diplomatengepäck nach Norditalien langsam wach werden! Der Kampf gegen Rauschgift muss ein Volksanliegen werden. Doch davon sind wir noch weit entfernt.

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