Donnerstag, 9. Februar 2012

Wie geht es weiter mit FARC?

Die revolutionären Streitkräfte Kolumbiens FARC sind die größte der nachbarlichen Untergrundbewegungen, die über nunmehr über 4 Jahrzehnte Kolumbien terrorisieren. Erst kürzlich haben sie durch Bombenattentaten in Städten des Landes von sich reden gemacht. Ihr Stern ist am Sinken, ihre Führer einer nach dem anderen gefallen bzw. altersschwach gestorben. Sie sind abgedrängt worden in die unwegsamen Urwaldregionen und sich zu verstecken wird immer schwieriger. Kolumbien hat ihnen den Kampf angesagt und seit ca. 10 Jahren sind sie Randfiguren, wenn auch gefährliche. Die Zeit, in denen sie ganze Landstriche beherrschten, in die sich kein Soldat und kein Polizist trauten, sind längst vorbei. Man kann in Kolumbien bis auf extreme ländliche Gebiete wieder bereisen und braucht keine Militärbegleitung wie einst, wenn man etwa von Bogotá aus in den Ferien an die Küste wollte.
Die USA haben im Zuge der Drogenbekämpfung seit Jahren logistische Hilfe geleistet. Dabei wurden die Leiter der einzelnen Untergrundkämpfer systematisch geortet. Mobiltelefone und Internetverbindungen wurden denen zum Verhängnis. Sie wurden ausgemacht und durch gezielte Militäraktionen liquidiert. Eine davon fand auf ecuatorianischem Territorium rund 3 km jenseits der Grenze statt, was zu jahrelangen diplomatischen Streitigkeiten der beiden Nachbarn führte und erst mit einem neuen Präsidenten Kolumbiens beigelegt wurde.
Seit Jahren gibt es Kolumbien Programme, die Untergrundkämpfer zur Aufgabe und Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu bewegen und ihnen Anreize zu diesem Schritt zu geben. Der Plan scheint zu fruchten. Die Guerilla verliert ihre Anhänger. Jetzt hat ein Überläufer wieder die neuesten Standorte verraten. Timoleón Jiménez ist der derzeitige höchste FARC - Chef, genannt "Timochenko". Und er operiert angeblich von einem Standort in Venezuela nahe der kolumbianischen Grenze aus. Er ist von mehreren Sicherheitsringen seiner Getreuen umgeben. Ob ihn das schützen kann, wenn das kolumbianische Militär mit seinen Antiguerillatruppen angreift, darf bezweifelt werden.
Bezeichnend ist, dass er in Venezuela leben soll. Das linksgerichtete sozialistische Venezuela hat denkbar schlechte Verbindung zu Kolumbien und mehrfach seine Streitkräfte an der Grenze zu Kolumbien demonstrativ aufmarschieren lassen. Auf der anderen Seite hat Venezuela seit Jahren nicht Wirkliches gegen die Untergrundbewegung vorzuweisen, ganz anders als Ecuador beispielsweise an seiner Grenze zu Kolumbien. Die politischen Zwistigkeiten machen sich die Guerillas zu Nutzen.
Doch ihre Zeit ist vorbei. Der Stern sinkt und sie haben Schwierigkeiten, Leute zu rekrutieren. Das heißt aber nicht, dass sie aufgeben. Verzweifelte Bombenaktionen zeigen, dass sie noch zu Fürchterlichem in der Lage sind. Und finanziell stehen sie Dank der Nähe zu den Drogengeschäften immer noch gut da. Doch da ist auch längst eine Änderung eingetreten. Die Drogenstraßen der Welt führen mehr und mehr andere Wege wie über normale Geschäfte und Warenaustausch durch die üblichen Handelswege. Und die linken Parolen gegen den Klassenfeind ziehen auch nicht mehr so wie früher.
Dennoch wird es noch lange dauern, bis die Guerilla auch praktisch aufgibt. Zu viele Kämpfer haben ihr Leben dahinein gegeben und außer zu kämpfen nichts anderes gelernt. Wenn die heute ihr Geld ehrlich verdienen müssten, würden sie als Taugenichts dastehen und sich blamieren. Dann kämpft man doch lieber weiter, wofür auch immer und wenn es den Heldentod bedeutet. So ist der Weg zum Frieden in Kolumbien noch weit, aber er ist langsam in Sichtweite.

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