Donnerstag, 16. Februar 2012

Ecuador und intern.Handelsabkommen

Dieser Tage werden die Verhandlungen Ecuadors mit der Europäischen Union wieder aufgenommen. Unser sozialistischer Staat tut sich mit Freihandelsabkommen schwer. Dazu reist der hiesige Kanzler, der so etwas wie ein Präsidentenvertreter ist mit einer Kommission nach Brüssel. Einerseits möchte Ecuador nicht mit billigen Nahrungsmitteln etwa aus Nordamerika überschwemmt werden, andererseits hat es aber auf dem Weltmarkt etwas anzubieten und muss es verkaufen. In der Regierung streiten sich die Befürworter einer Öffnung des Landes mit denen einer Abschottung. Präsident Correa hat diese Verhandlungen für ein Jahr ausgesetzt, jetzt aber grünes Licht dafür gegeben.
Was hat Ecuador denn zu bieten?
Nummer eins der Exporte Ecuadors in die EU sind die Bananen. Ein Viertel unseres Bananenexportes gehen nach Europa. Nur Kolumbien verkauft mehr dahin und Costa Rica liegt knapp hinter Ecuador.
23% unseres Thunfischfanges geht an den Alten Kontinent und damit liegt Ecuador noch vor den Konkurrenten Thailand und den Sychellen.
Ecuador ist zwar der zweitgrößte Produzent weltweit von Krabben, aber nur 13% unserer Produktion gehen nach Europa. Hier sind unsere stärksten Konkurrenten Argentinien und Indien.
Kakao war vor 100 Jahren noch der Exportschlager Ecuadors. Dann hat Afrika mit billigerer Produktion Amerika ausgeschaltet. Jetzt wächst der Kakaoexport langsam wieder, aber nur 5% der hiesigen Ernte geht in die EU. Ghana und Nigeria liegen da weit vorn.
Unser Exportschlager sind derzeit die Blumen, besonders die Rosen, Tendenz steigend. Hierbei gehen fast 18% der Ernte nach Europa. Nach Kenia und Äthiopien liegt Ecuador auf dem dritten Platz von Europa aus gesehen.
Und fast 18% des ecuatorianischen Kaffees geht zu Europas Kaffeeröstereien. Hier liegen wir noch vor Kolumbien, dem Kaffeeanbauland Amerikas.
Es wird deutlich, dass Ecuador nach Erdöl, das weltweit anderen Markgesetzen gehorcht, ein landwirtschaftlich ausgerichtetes Land ist. Es will sich schützen vor billiger Überschwemmung von Weizen, Mais, Zucker, Kartoffeln etc., weil sie hier in Handarbeit angebaut, viel teurer produziert werden. Auf der anderen Seite möchte es seine Spitzenprodukte natürlich gewinnbringend loswerden. Deswegen muss es verhandeln.
Aber bei der EU werden noch andere Fragen gestellt, die weit über reine Wirtschaftsfragen hinausgehen. Hier geht es um die Demokratie und die Pressefreiheit, die derzeit hierzulande eingeschränkt wird. Mehrere spektakuläre Prozesse gegen Journalisten passen da nicht gerade ins Bild. Die Regierung versucht diese Regulierung als normale demokratische Prozesse herunterzuspielen, die das Parlament auf legalem Weg passieren. Das Ausland ist alarmiert. Über das Ergebnis der Verhandlungen in Brüssel dürfen wir gespannt sein.

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