Samstag, 6. August 2011

Kulturen mit wenig Geschichtsbewusstsein

Der Staat Ecuador hat vor einigen Monaten einen neuen Flugdienst für die Indios in den abgelegenen Dörfern der Urwaldregionen eingeführt. Für 15 Dollar kann man bei einem festgesetzten Flugplan jetzt den Urwald für 15 Dollar verlassen bzw. zurückkehren, Kinder, Schwangere und Alte zahlen die Hälfte. Über 10.000 Passagiere haben diesen Dienst genutzt und die Regierung verkündet in ihrer Propaganda, dass die Zeit der abgelegenen Dörfer zu ende sei. Mit dieser Aktion sei zu ersten Mal die Verbindung zur Außenwelt hergestellt worden. Eine neue Epoche für den Urwald habe begonnen. Das Projekt kostet den Staat gute 5 Mio. Dollar pro Jahr. Nicht erwähnt werden die Flugdienste, die vorher Großes geleistet haben. Die Missonary Aviacion Fellowship, eine internationale Missionsfluggesellschaft, hat die meisten Landeplätze von den Dorfbewohnern selbst anlegen lassen. Über 50 Jahre lang haben sie die Dörfer versorgt, Patienten hin und her geflogen, Versorgungsgüter gebracht. Sie waren und sind die einzigen, die auch mal am Wochenende Notfälle versorgen. Auch katholische Missionen haben viel für die Indianer des Urwaldes getan. Das alles ist auf einmal nichts mehr. Mit dem jetzigen Programm fängt die Stunde NULL DER GESCHICHTE an.
Beispiel 2: Eine Gemeinde in Ecuador erhält einen neuen Pastor. Unzählige Versammlungen laufen und es wird an einer neuen Struktur gearbeitet. Ab jetzt beginnt das wirkliche Gemeindeleben. Vorher wurde in den Tag hinein gelebt. Jetzt werden Programme für die Sonntagsschule, die Kinderarbeit und den Predigdienst erarbeitet. Alles Alte wird als nicht gut in die Schublade gelegt. Dabei verliert die Gemeinde auch Mitarbeiter, die sich verprellt fühlen, aber das sind eben die Kosten des neuen Aufschwungs.
Beispiel 3: Eine weltliche, internationale Firma in Ecuador erhält einen Chef. Da rollen Köpfe, werden Positionen neu besetzt. Unsummen werden für vorzeitige Ablösung bezahlt und ganz tiefer Groll entsteht in einigen Mitarbeitern. Andere brauchen Jahre, um über den plötzlichen und ihrer Meinung nach ungerechtfertigten Verlust ihres Arbeitsplatzes hinweg zu kommen. Und das nur, um wenig später wieder "ein neues Kapitel der Firmengeschichte aufzuschlagen".
Beispiel 4: Unsere Mission HCJB: Entscheidungen werden in einer Zentrale weit weg gefällt. Wir haben da vor Ort nichts mehr damit zu tun. Aber wir werden mit der Regelmäßigkeit einer Uhr daran erinnert, dass wir als Missionar unsere Personaldaten abgeben müssen. Wo wohnst Du, wir brauchen ein Foto Deines Hauses, was machst Du derzeit beruflich.....? Mit jedem Wechsel des Personalleiters werden die Daten neu erhoben, als wäre man gerade erst als neuer Missionar angekommen. Wo sind die vorherigen Daten geblieben? Kümmert sich da irgend jemand um das Individuum oder geht es nur um Datensammlung. Die Daten sind im Extremfall wichtig, aber warum gibt es keine Kontinuität in der Arbeit und in der Personalbegleitung?
Alle Beispiele haben den gleichen Hintergrund: Das fehlende Geschichtsbewusstsein. Menschen in Amerika, sei es in den USA, seien es Latinos, denken wenig an vorher, es sei denn, es handelt sich um ihre eigene Familie oder Gruppe oder den Stamm. Also fängt mit jedem Wechsel die STUNDE NULL DER MENSCHHEITSGESCHICHTE an. Da muss das Rad neu erfunden werden. Das ist in der Medizin so, wo Menschen Krankheiten nach den Erstentdeckern nennen, die Europäer nach ihren, die Nordamerikanern mit eigenen Namen, weil die ja die Krankheit erst wirklich erforscht hätten. Und wir kennen in der russischen und chinesischen Geschichte das selbe Phänomen. Die mehr und mehr schnelllebige Zeit hilft uns da nicht, weiter zurück zu blicken.
Wie tröstlich da ein Blick in die Bibel. Gott ist ein Gott der Geschichte bis hinein in die Ewigkeit. Deswegen wird vor allem oim Alten Testament immer wieder darauf hin gewiesen, dass wir unseren Kindern diese Geschichte mit Gott ins Herz legen sollen. Auf dieser Grundlage kann aufgebaut werden. Wir müssen nicht immer wieder das Rad neu erfinden. Nur wer fest im Gestern und Heute steht, kann auch mit Mut in die Zukunft blicken und sie in Angriff nehmen.

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