Sonntag, 31. Juli 2011

Seltsame Entwicklungen in der Medizin

Gelegentlich muss sich jede Berufssparte einmal fragen, ob ihr Tun sinnvoll ist und was wir ändern müssen. In der Medizin ist es derzeit besonders die Gynäkologie/Geburtshilfe, die ich mehr und mehr mit kritischen Augen betrachte, derzeit hauptsächlich aus der Sicht eines Arztes, der in Ecuador tätig ist.
Viele Eingriffe der Medizin sind unnötig, aber man macht sie aus verschiedenen Gründen:
Da ist die Mode: Es wird die Brust vergrößert oder verkleinert, der Po oder die Schenkel den Modenormen angepasst, je nach Wunsch des Patienten. Ich spreche hier nicht von Verunstaltungen etwa durch Narben nach Verbrennungen oder bei Tumoren. Neben Ärzten beteiligen sich auch viele Schönheitssalons mit der Injektion von allen möglichen Stoffen. Viele dieser Patienten tragen da schwerste Schäden und Verunstaltungen davon. Manche sterben daran. Auch wir haben gelegentlich Patienten, die dann mit dem Tode ringen. Und wenn sie überleben, dann mit bleibenden Schäden.
Da ist der Zeitgeist: Eine Frau muss sich erst einmal entfalten, Lebens - und Berufserfahrung sammeln und dann Kinder kriegen. Also wird munter abgetrieben, auch in Ecuador, wo Abtreibung offiziell noch verboten ist. Mit etwa 35 kommt dann der dringende Kinderwunsch und die Schwangerschaft klappt nicht auf Bestellung. Also ist wieder die Medizin gefragt, hier helfend einzugreifen. Dann gibt es Medikamente oder auch Operationen. Manche der Kinder sind dann geschädigt. Medizinisch gesehen ist das beste Alter zum Gebähren um die 20 Jahre.
Die Geburt eines Kindes: In Quito kommt eine junge Frau im 2. Monat schwanger zur ersten Untersuchung zur Tür herein und hat sich noch nicht gesetzt, da verkündet ihr der Gynäkologe schon, dass ihr Becken viel zu klein ist und die Schwangerschaft mit einem Kaiserschnitt entbunden wird. Damit kann der Arzt nämlich den Zeitpunkt der Geburt bestimmen. Es wird bestimmt nicht irgendwann in der Nacht oder an einem Wochenende sein. Die Familie kann sich jetzt schon darauf einstellen. Außerdem verdient man an der Operation viel mehr als an einer normalen Entbindung, wo man auch noch lange warten muss. Wer möchte das schon? Auch die Frauen sind zunehmend leidensscheuer und ziehen die Schmerzen nach einer Operation den Geburtswehen vor.
Geburt ist hier selten ein Erlebnis für das Ehepaar: Zur Geburt kommt meist die Mutter mit und der Ehemann bleibt außen vor. In unserem Hospital bereiten wir das Ehepaar vor so dass die Geburt ein Gemeinschaftserlebnis wird. Es kann Stunden dauern und man muss sich darauf einstellen, aber die Entstehung oder Vergrößerung einer Familie ist es wert. Dann kommt das Stillen, eine anfangs vielleicht mühselige Angelegenheit, die auch mal weh tut. Da hilft die Medizin in Zusammenarbeit mit der Industrie mit dem schnellen Fläschchen, was wiederum den Kontakt von Mutter und Kind vermindert. Denn die Mutter muss ja so schnell wie möglich wieder fit sein für die Berufstätigkeit. Die Kinder werden an sogenannte Fachkräfte abgegeben. Die Folgen sind manchmal Entwicklungsstörungen der Kinder, die dann wiederum Hilfe von anderen Spezialisten brauchen. Doch dann sind die Schäden nur schwer zu flicken.
Wir merken gar nicht mehr, wie sehr der Zeitgeist und die Gesellschaft Druck auf unser Leben ausüben. Dabei ist die Medizin ein großes Geschäft geworden, das uns dabei unterstützt und zwingt, ebenfalls modern zu leben. Nicht jeder Fortschritt ist auch wirklich eine positive Weiterentwicklung. Wo ist unsere Messlatte, die uns einen objektiven Massstab für die Ausrichtung unseres Lebens gibt, wenn nicht im Wort Gottes, unseres Schöpfers? Doch das nehmen viel nicht mehr ernst.

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