Sonntag, 29. Mai 2011

Konflikt an der Küste

Der Volksentscheid ist vorüber. An der Küste hat der Präsident seine Wahl gewonnen. Jetzt aber ist die Stimmung unter der meist schwarzen Bevölkerung in den Wäldern an der kolumbianischen Grenze über Nacht umgeschlagen. Das Militär hat die Flüsse um San Lorenzo und Eloy Alfaro besetzt und dem Goldsuchen ein Ende bereitet. Fast 80 Dörfer dieser Umgebung sind davon betroffen. Militär hat die Flussareale besetzt und die Anlagen und Maschinen dort zerstört. Goldsuche ist illegal, es sei denn, die Menschen ordnen sich als Teil der staatlichen Mienengesellschaft unter.
Gold wird in dieser verlassenen Gegend schon seit dem 18. Jhd. gesucht und gefunden. Damals hatten die Kämpfer der Unabhängigkeit von Spanien in England einen Kredit aufgenommen, um ihre militärische Aufrüstung gegen Spanien zu bezahlen. Sie tilgten den Kredit mit Gold aus der Gegend um San Lorenzo. Doch die Region wurde erst wirklich interessant, als es vom Bergland her eine Zugverbindung dorthin gab. Seit 2004 gibt es zusätzlich eine Straßenverbindung und jetzt ist die Welt dort nicht mehr, wie sie früher war. Der dichte Urwald ist innerhalb weniger Jahre verschwunden und großen Plantagen mit afrikanischer Ölpalme zur Margarineherstellung gewichen. Und an den Flüssen haben sich die Goldsucher breit gemacht. Der Nachnahme MINA ist ein häufiger Name und weist auf die Tätigkeit dieser Menschen seit vielen Jahren hin. Mit der Straße aber kamen noch mehr Menschen und mehr und mehr wurden Maschinen eingesetzt. Um die Flüsse ist aller Wald gerodet und stehen grüne und braune Tümpel in den man mit per Hand, mit Schaufeln und mit Baggern Gold gesucht hat. Das wäre noch nicht so schlimm, würden nicht Quecksilber und Arsen als Trennmittel mit eingesetzt. In den Flüssen gibt es längst keine Fische oder Krebse mehr. Die Arsenspiegel liegen 300-fach über dem Normalen und der Aluminiumspiegel gar bei 400, vom Quecksilber ganz zu schweigen. Für die Bewohner unterhalb dient der Fluss aber als Lieferant für Trinkwasser. Diesem Wildwuchs hat die Regierung vorerst ein Ende gesetzt, just nach dem 24. Mai, einen Nationalfeiertag der entscheidenden Schlacht der Unabhängigkeit von Spanien am Pichincha. Die Menschen um San Lorenzo sind aufgebracht. Sie werfen den Verantwortlichen vor, dass sich der Staat selbst bereichern will. Immerhin ist in den letzten Jahren Gold im Wert von rund 130 Mio. Dollar. Davon ist weder die Region reicher geworden noch hat jemand Steuern gezahlt. Außerdem liegt die Goldausbeute laut Regierung bei den primitiven Bedingungen bei höchstens 55% von dem, was möglich ist. Und bei Razzien wurden auch Waffen gefunden.

Was hier abläuft ist zig - fach in der Menschheitsgeschichte geschehen. Da gibt es die Chance, schnell reich zu werden. Das zieht Menschen an. Sie arbeiten hart. Die Natur und andere Menschen interessieren sie nicht. Auch untereinander ist jedem des anderen Feind. Das soziale Miteinander sinkt auf den Nullpunkt. Auseinandersetzungen bis hin zu Morden sind die Konsequenz. Die Naturzerstörung ist nur ein Nebenprodukt. Viele andere sterben früher oder später an Vergiftungen. Da muss Ordnung notfalls mit Gewalt gebracht werden, sonst leiden schließlich alle darunter. Wie die Straßenverbindung zur Nordküste Ecuadors das Land dort verändert hat, davon sind wir selbst Zeugen.

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