Montag, 16. Mai 2011

Erfolg oder Misserfolg der Missionsarbeit

Jede Arbeit muss gelegentlich einmal überprüft werden. Ist sie eigentlich sinnvoll, was kann man verbessern? Rechtfertigt das Ergebnis den Aufwand? So geht es auch den Missionaren. Für uns ist unsere Indianergemeinde in Mondayacu so ein Prüfstein, denn wir sehen viele Hindernisse und keinen wirklichen Erfolg. Das bringt uns zum Nachdenken und Prüfen, was wir alle 6 Monate tun.
Missionsarbeit auch in Lateinamerika ist meist ein steiniger Weg. Die meisten Missionare kommen mit ihrem Beruf als Krankenschwestern, Ärzte, Ingenieure und die meiste Zeit verbringen sie mit der Arbeit als Spezialisten. Für den geistlichen Dienst ist da oft wenig Zeit. Er beschränkt sich auf einen Bibelabend pro Woche und in einige Mitarbeit in einer Kirchengemeinde. Die Gefahr liegt darin, sich hinter seinem Beruf zu verstecken. Dort kann man von "Erfolgen" berichten. Und es ist ja auch etwas, ein Menschenleben zu retten, Menschen wieder neue Hoffnung zu geben. Aber was ist ein wirklich nachhaltiger Erfolg? Der Patient geht nach Hause, das Wasserprojekt hat sauberes Trinkwasser ins Dorf gebracht, die Kindersterblichkeit geht zurück - alles wichtig - aber dann geht das Leben oft wieder seinen gewohnten Gang. Was hat sich wirklich geändert. Sicher ist, dass unsere Spender etwas hören und lesen wollen, keine aufgebauschten Geschichten. Solche Arbeitsberichte kommen gut an. Wir als Missionare stehen unter einem gewissen Erfolgszwang - also müssen solche Erlebnisse herhalten. Vor wenigen Monaten haben wir einer 12-Jährigen mit Beinamputation für fast $ 2.000 Spendengeldern zu einer Prothese verholfen. Sie waren in einer Gemeinde engagiert. Vier Wochen danach ist die ganze Familie "unbekannt verzogen", ohne auch nur ein Dankeschön. Sie werden sicher eines Tages wieder zurück kehren - wenn die Prothese reparaturbedürftig ist.
Eine andere Gruppe von Menschen wagen einen Glaubensschritt und sie landen schließlich als Mitglieder in einer Gemeinde. Dann kommen sie oft lange Zeit in die Gottesdienste, aber Jahre später merkt man, dass das Evangelium ihren Lebensstil nicht geändert hat. Sie müssen nach wie vor jedes Mal von Grund auf gefüttert werden. Bis zu einem gewissen Punkt lassen sie sich in Aktivitäten einbinden aber in ihrem Leben ändert sich wenig. Die Kultur, in der sie leben, ist stärker als die Kraft des Evangeliums. Paulus beschreibt das in einem Bild: Sie sind Säuglinge geblieben, die nur nach Milch statt nach fester Nahrung verlangen.
Andere sind von der Gemeinde fasziniert, lassen sich einbinden, sind aktiv dabei, geben Zeit, Kraft, Geld und Ideen in die Arbeit, aber zu einem geistlichen Durchbruch kommt es nur hier und da. Die Aktivitäten sind wichtig, doch wehe, wenn sie enttäuscht werden oder gar mit anderen Mitarbeitern in Konflikt geraten. Dann verteidigen sie "ihr Königreich", verlassen wutentbrand die Gemeinde, spalten sich ab. Konflikte werden nicht ausgetragen, sondern unter den Teppich gekehrt.
Und dann gibt es die vom Evangelium erfasst werden und es in ihrem Herzen aufnehmen. In unserer Arbeit sind es nicht 1 Prozent der Menschen, die Jesus als ihren Herrn annehmen, die davon umgetrieben werden, die es weitergeben, die nach geistlicher Nahrung suchen, Bücher lesen, Das Wort Gottes verschlingen und nach mehr fragen. Oft sind sie mit ihrer Kirche und den seichten Predigten unzufrieden. Sie wollen mehr.
Jesus selbst hat seine Jünger darauf vorbereitet. Im Gleichnis vom 4-fachen Ackerfeld hat es sie gewarnt, dass nur ein kleiner Teil ihrer Aussaat gute Früchte bringt. Doch auch wir Missionare brauchen Erfolge, als berichten wir oft von den scheinbaren Erfolgen unseres Berufes und vergessen sehr schnell die wirkliche geistliche Arbeit. Aber die wenigen, oft unscheinbaren "Erfolge" - Menschen, deren Denken durch die Begegnung mit Jesus verändert wurde, können eine ganze Nation umkrempeln.

Und übrigens: Correa hat die Volksabstimmung gewonnen, aber äußerst knapp.

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