Sonntag, 10. April 2011

Eiszeit zwischen USA und Ecuador

Wikileaks hat wieder einmal zugeschlagen und seitdem sind die diplomatischen Beziehung Ecuadors zu den USA eingefroren. Die us-amerikanische Botschafterin in Quito, Heather Hodges wurde zu "persona non grata" erklärt und aufgefordert, das Land zu verlassen. Das war wie ein Paukenschlag. Die spanische Zeitung EL PAÍS hatte eine Meldung von Wikileaks veröffentlicht, in der eine Depesche der us-amerikanischen Botschaft an die Zentrale in Washington abgefangen wurde. Dort soll die Botschaft den ehemaligen Polizeigeneral in Quito als korrupt bezeichnet haben. Staatspräsident Correa wüsste davon, duldete aber einen korrupten Polizeichef, den er dann besser manipulieren könne. Nicht Ecuador hat die Meldung bei Wikileaks entdeckt, sondern eine ausländische Zeitung. Daraufhin wurde die Botschafterin zum ecuatorianischen Kanzel bestellt. Dort nahm sie kein Wort zurück, sondern sagte nur, dass sie sich zu gestohlenen Meldung nicht äußern würde. Das war der Regierung nicht genug und sie wurde aufgefordert, das Land zu verlassen.
Interessant waren die Einzelheiten der hohen Diplomatie: Ecuador reagierte auf einen Zeitungsmeldung und wartete auf eine Entschuldigung oder Berichtigung. Die kam nicht. Also ist die Depesche wohl richtig. Andererseits wird der Botschafterin Datum der Abreise vorgeschrieben und ausdrücklich erwähnt, dass es sich um eine persönliche Angelegenheit handelt, die die Beziehungen zu den USA nicht stören soll. Doch in Wirklichkeit sind die Beziehungen zu den USA schon lange nicht mehr gut und jetzt auf dem absoluten Nullpunkt.
Mit der Regierung Correa wurde die US-Militärbase zur Aufklärung der Drogentransporte geschlossen. Die USA arbeiten jetzt verstärkt in Kolumbien. Dann hat Kolumbien ein Lager der Untergrundorganisation FARC 3 km auf ecuatorianischem Boden angegriffen und die Rebellen samt ihrem Chef getötet. Die Ortung erfolgte mit Hilfe der USA. Es führte zu einen tiefen Verstimmung zwischen Kolumbien und Ecuador, die heute noch nicht überwunden sind. Die USA helfen Ecuador seit Jahren bei der Ausbildung der Militärs und Polizei. Deswegen haben sie auch interne Einblicke in deren Strukturen. Das ist der Regierung nicht recht. Da sind sicher auch Personalentscheidungen getroffen worden, die wiederum die USA stören.
Man fragt sich jetzt, warum Ecuador so hart auf eine nicht offizielle Meldung reagiert. Viele Stimmen auch aus der eigenen Partei des Präsidenten weisen auf vielen andere Meldungen von Wikileaks über Politiker aus Lateinamerika hin, die jedermann im Internet nachlesen kann und die solche Politiker noch ganz anders persönlich diffamieren und doch gab es keine diplomatischen Aktionen. Die einzige Erklärung ist, dass die Regierung übersensibel und diplomatisch unerfahren ist. Sie hat am nächsten Tag reagiert und ohne eine klare Taktik. Einen Streit gleich auf der höchsten Ebene auszufechten, gibt dann keine Möglichkeit für geeignete Maßnahmen. Der Streit ist längst keine Kleinigkeit zwischen Ecuador und einer Frau, die zufällig Botschafterin ist. Es ist ein Streit mit dem wichtigsten wirtschaftlichen Partner. Und da sollte man vorsichtig sein. Ich sehe bei Ecuadors Regierung eine ähnliche Haltung wie bei Hugo Chavez in Ecuador. Ist er persönlich beleidigt worden, lässt er Militär an der Grenze zu Kolumbien auffahren und droht mit einem Militärschlag. Der Verlierer ist er dann selbst. Ecuador ist mit solchen Maßnahmen auf dem besten Weg zur selbst gewählten Isolierung.

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