Samstag, 16. April 2011

Der Mais

Derzeit ist in den meisten Teilen Ecuadors de Maisernte in vollem Gang, pünktlich zur Karwoche, wo es traditionsgemäß die FANESCA zu essen gibt, eine dickflüssige Suppe aus 12 Körnern; die mit gesalzenem Trockenfisch serviert wird. Um diese Fanesca zu kochen braucht man so viele Zutaten, dass es sich nicht lohnt, für eine einzelne Familie zu kochen. Diese Suppe wird in großen Töpfen zubereitet und man lädt dazu eine große Schar ein. Fanesca ist ein Gemeinschaftserlebnis. Der Mais ist darin das Zentrum, weil wir für die Fanesca verschiedenen Maissorten brauchen.
Amerika ist die Heimat des Mais, den es natürlich mittlerweile in aller Welt gibt. In Ecuador kennen wir derzeit mehrere Maissorten. Da ist der MIZHCA in relativ unangeordnete Kornfolge. Dieser Mais wächst im Hochland von über 2000 m Höhe. Er wird heutzutage, wenn er reif ist, zu Mehl und Tierfutter verarbeitet. Was früher geerntet wird, geht als CHOCLO auf den Markt, Maiskolben, die gekocht mit Salz und Käse gegessen werden, aber auch geröstet am Straßenrand angeboten werden.
Der ZHIMA wächst mehr im Süden des Hochlandes,. wo es trockener, aber wärmer ist. Man lässt ihn selten ganz reif werden. Diesen fast weißen Mais isst man wie in Deutschland Nudeln oder Kartoffeln zu den typischen Speisen. Dann gibt es den GUAGAL, der nur in feuchten Gebieten um den Chimborazo herum wächst, ein weißer Mais mit besonders großen Körnern. Er ist gut für die Herstellung von Maismehl. Die Sorte BLANCO BANDITO ist etwas kleiner, wächst aber mehr in höheren Regionen des Hochlandes. CHAUCHO ist die Maissorte, die mehr im Norden an der kalten kolumbianischen Grenze gedeiht. Diese Maissorte hat rötliche mit weißen Körnern gemischt, die aber streng in Reihen angeordnet sind.
Dann geht es über zum farbigen Mais. Iniap 555i ist ein Hybrid mit rötlichen und kleinen Körnern. Er eignet sich als Tierfutter, weil er nicht geschrotet werden muss. Und da ist der viel seltenere RACIMO DE UVA, zu Deutsch "Weintraube", eine blaue Maissorte, die selten gegessen wird. Sie wird fast ausschließlich exportiert und dient zur Färbung von Textilien. Dieser Mais wird an manchen Orten des Landes zur Herstellung der Colada Morada benutzt, einem leckeren süßen, dickflüssigen Getränk in der Zeit um Anfang November an Allerheiligen. In den Märkten ist er ansonsten fast nie anzutreffen.
Diese Auswahl ist nur ein Teil der Maissorten Ecuadors. Da wäre der MOROCHO und die vielen anderen Maissorten des Tieflandes zu erwähnen. Aber bei allem Mais im Essen in Ecuador: 80% der Ernte von reifem Mais landen im Vogelfutter zu allermeist für die Hühnerfarmen. 15% dient den Krabben als Nahrung, denn Ecuador ist der Welt zweitgrößter Krabben Exporteur. Und die letzten 5% sind Rinder-Kraft-Futter bestimmt.
Und es bewahrheitet sich wieder einmal die moderne Tendenz für landwirtschaftliche Produkte. Die meisten Pflanzenprodukte landen letztlich in unserem Fleisch, manchmal auch im Sprit fürs Autos. Direkt essen wir meist nur noch die Leckerbissen der Landwirtschaft.

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