Mittwoch, 30. März 2011

Marco und sein Spielzeug


Mitten während eines Gewitters ein weiterer Donnerschlag, wenn auch etwas anders. 10 Minuten später lautes Geschrei am Hospitaleingang. Eine kreischende Mutter bringt ihren 7-jährigen Sohn im Schockzustand zur Notfallaufnahme. Von beiden Händen gibt es nur noch wenige Reste und das Kind ist blutüberströmt. Wir ziehen alle Register. Beiden Lungen sind kollabiert und bluten. Das Gesicht, der Hals und der Brustkorb zeigen tiefe Wunden, der Brustkorb ist offen und blutet aus großen Gefäßen und beide Augen sind durchlöchert.
Der Junge hat eine Stange Dynamit gefunden und in der Hundhütte neben seinem Haus mit einem Streichholz entzündet. Da half auch nicht, dass es die Stange im Sand verbuddeln wollte. Seinem Vetter, der dahinter stand, erging es nicht ganz zu schlimm.
Jetzt ist gut eine Woche vergangen. Die Hände sind beide am Handgelenk amputiert, die Lungenwunden sind am Verheilen, er braucht kein Beatmungsgerät mehr und ist fieberfrei. Auch die tiefen Wunden in Gesicht, Hals und Brustkorb heilen erstaunlich gut. Ein Auge hat sich soweit erholt, dass er Gegenstände erkennen kann, mit dem anderen sieht er (noch?) nicht.
Die Entlassung steht an. Jetzt ist die Frage, wie es weiter geht. Eine Welle der Hilfe ist angelaufen. Drei Fernsehstationen waren im Krankenhaus, um Geld für die Behandlung zu suchen.
Für das Kind beginnt jetzt ein langer Prozess eines anderen Lebens. Da werden wir viel Geduld und Hilfe brauchen: Zwei Prothesen als Handersatz, vielleicht weitere Operationen, um die Unterarme zu einer Greiffunktion umzubilden. Die Augen brauchen sicher noch viel Hilfe.
In allem aber zeigt sich auch ein familiäres Drama. Das Kind stammt aus einer kurzen Liebschaft der Mutter mit einem Militär, der längst eine andere Frau und Familie hat. Ein neuer "Mann" zog ins Haus, der wenig Verantwortung zeigte und sein Dynamit zu Fischen im Schuppen versteckt hat. Das wird jetzt nicht mehr zum Fischen gebraucht. Aber jeder der Erwachsenen denkt an sich, nicht aber an die Kinder und so ist das Unglück passiert. Jetzt kam es zu einer teuren Lehre. Der Vater des Kindes hat jetzt die Vaterschaft offiziell an den neuen Vater abgetreten, den "schwarzen Peter weiter gegeben bis hin zur offiziellen Namensänderung und sich aus dem Staub gemacht.

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