Sonntag, 20. März 2011

Wo ist die Grenze?

Nachbarn mögen sich oft nicht besonders und es bedarf einer Kleinigkeit, da fallen einem sofort die Sünden des Andern ein. So bauen sich Konflikte auf, die meist sehr schwer zu beenden sind. Das gilt auch für ganze Staaten. Und ganz besonders Lateinamerika ist ein Konglomerat von Staaten, die sich oft genug bekriegt haben. Erst vor 11 Jahren haben Ecuador und Peru offiziell Frieden geschlossen nach dem letzten Krieg in den 90-er Jahren, der immerhin 6 Wochen gedauert hat.
Nach wie vor aber streiten sich Peru und Chile. Zwar ist die Grenze seit dem Salpeterkrieg 1879 festgelegt, in dem Bolivien seinen Zugang zum Meer endgültig verlor und die bolivianische Martine nur noch auf dem 3 800 m hohen Titicacasee üben kann. Doch auch Peru und Chile sind sich bis heute spinnefeind. Denn seit gut 30 Jahren haben fast alle Staaten der Erde die Grenzen neu definiert und weit ins Meer hinein geschoben. Begannen vorher internationale Gewässer schon wenige Meilen vor der Küste, wurden diese Stück um Stück auf inzwischen 200 Seemeilen also über 320 km ausgedehnt. Das hat zwei Gründe: Längst ist die Fischindustrie ein wichtiger Bestandteil der Volkswirtschaften geworden, vor allem vor der Pazifikküste Südamerikas im kalten Humboldtstrom. Und als zweites weiß man nie, was der Meeresboden alles an wertvollen Stoffen einschließlich Erdöl enthält. Also haben alle Küstenstaaten mittlerweile diese 200 Seemeilenzone eingeführt und das ist der Streitpunkt zwischen Peru und Chile, in dem Ecuador eine Vermittlerrolle zufällt, bevor das vor den dafür vorgesehenen internationalen Schiedsgerichtshof in Den Haag in den Niederlanden gebracht werden soll.
Warum aber dieser Streit? Nun, an der Grenzstadt Arica, der nördlichsten Stadt Chiles macht das Meer einen Knick nach Westen, wenn man aus Peru kommt. Chile behauptet: Wenn man von der Küste aus horizontale Linien parallel zum Äquator zieht, erhält man eine Karte, die unabhängig von der Form der Küstenlinie ist und das wäre unabhängig von jeweiligen Standorten und klar zuzuordnen.
Peru dagegen zieht von jedem Punkt der Küste eine Linie 90° zum Land und misst dann die 200 Seemeilen und kommt so an der Grenze zu einem Verlauf, der viel weiter nach Süden reicht. Peru wäre bereit, das strittige Gebiet an der Grenze zu teilen. So streiten sich beide Staaten um ein Gebiet von ca. 35 000 km2. Derzeit ist es, wie gesagt ein Streit ums Prinzip, aber wer weiß, was das in der Zukunft noch alles birgt.
Ecuador hat ein Interesse an parallelen Grenzverläufen zum Äquator, weil sich sonst das gleiche Problem mit Peru ergibt, nur dass es um ein geringeres Gebeit geht.
Im Vertrag von Jamaika von 1981 haben die Staaten zwar unterschrieben, nicht in fremden Gewässern zu fischen, aber damals dachte man nicht an evt. Bodenschätze. Oft genug haben sich Wüsten wie die Atacamawüste oder andere scheinbar nutzlose Landschaften später als besonders wertvoll erwiesen. Und so geht der Streit weiter, soll aber noch dieses Jahr in Den Haag entschieden werden. So oder so, der Streit in den Köpfen der Menschen aus Peru oder Chile wird so schnell nicht vergessen sein, Er hat eine lange Geschichte. Aber eines scheint sicher. Deswegen wird es heutzutage wohl keine kriegerische Auseinandersetzung mehr geben. Gut, dass es internationale Schiedsstellen gibt.

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