Mittwoch, 30. März 2011

Leben zwischen zwei Extremen

Wir arbeiten in einem Ausbildungskrankenhaus. Bei uns gehen Medizinstudenten und Ärzte in der Facharztausbildung ein und aus. Auch viele andere Mitarbeiter unseres Hospitales machen ein Zusatzstudium. Etwa als Schwesternhelferin studieren sie nebenberuflich, um das Schwesternexamen abzulegen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie wissbegierig Ecuatorianer sind. Sie wollen aufsteigen, belegen Fernkurs an der Uni, um sich neben der Arbeit fortzubilden. Diese Menschen zeigen ein zielstrebiges Leben. Es sind vor allem die Frauen, die heutzutage ein Hospital prägen. Auch der Arztberuf ist in Ecuador zu über 50% weiblich bestimmt. Und sie leisten Großes. Wenige in der Ausbildung zum Allgemeinmediziner sind verheiratet und noch weniger von ihnen haben Kinder. Wenn doch, dann betreut die Oma oder eine Hausangestellte das Kind, denn die dreijährige Facharztausbildung ist anstrengend mit durchschnittlich jeder 3. Nacht Rufdienst. Bei den Krankenschwestern sieht es nicht viel anders aus. Fragt man diese Menschen nach ihrer Motivation, so ist es klar, dass frau heute einen Beruf haben muss. Sie will eigene Sicherheit haben, falls die Ehe schief geht und sie will sich selbst verwirklichen. Diese Ziele sind den jungen Menschen seit dem Kindergarten eingetrichtert worden. Sie sind widerspruchsloses Allgemeingut geworden. Nachteil: Keine Zeit für Familie, wenig Zeit zum Zusammenwachsen als Ehepaar, hohe Scheidungsrate auch unter Christen. Ein ständiges Suchen nach einer guten Arbeitsstelle, aber dafür ein höherer Lebensstandard.

Das andere Extrem erleben wir in unserer Quichuagemeinde in Mondayacu am Rande des Urwaldes. Auch dort gehen alle auf die Schule, aber der Standard ist nicht so hoch, dass man in die großen Städte zum Studieren gehen kann. Die wenigen, die es versucht haben, sind gescheitert oder haben die Verbindung zum Dorf verloren. Also gibt es zwei Chancen. Man studiert an einer nahen Universität, aber nur schleppend, weil es etwas kostet und man mit dem Abschluss auch nicht automatische eine Arbeit findet. Besser gleich arbeiten gehen, aber für einen Hungerlohn. Dann reicht es für ein Handy und ab und zu ein Fest. Solchen Jugendlichen etwas von Lebensplanung erzählen zu wollen ist wie gegen eine Wand zu reden. Sie suchen lustlos Arbeit, am besten über Beziehungen, nicht über Ausbildung und zu einer Familie reicht es auch nicht. Zwar möchten sie Kinder haben und viele Mädchen fangen damit schon während der Schulzeit damit an, was zur Unterbrechung ihrer Schulzeit führt, aber geheiratet wird gar nicht oder erst sehr spät. Es gibt zwar viel mehr Kinder im Dorf als in den Städten, aber wenige wirklich intakte Familien, egal ob sie Christen sind oder nicht. Man lebt in den Tag hinein immer auch der Suche nach dem Geld für morgen.

Im Gleichnis vom reichen Jüngling zeigt Jesu, wie schwer es für Reiche ist, ins Reich Gottes zu kommen und zu einem erfüllten Leben. Wir müssen die richtige Lebensentscheidung fällen, dann werden wir im Sehen leben, wenn auch nicht ohne Schwierigkeiten. Reich sind die einen wie die anderen, die einen haben mehr Geld, haben ihren Beruf, konzentrieren sich auf Karriere, Haus etc. Den anderen ist der Geldverdienst auch so wichtig, dass sie Familie und Zukunft vergessen. Wie schwer ist es doch für beide Gruppen, ins Reich Gottes zu kommen. Und wir merken, wie schwer wirkliche Verkündigung ist. Wir können sie nur vorleben.

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