Montag, 28. März 2011

Kindersterblkichkeit in Ecuador

Seit Wochen hält ein Thema in Ecuador die Gemüter in Bewegung, die Sterblichkeit von Neugeborenen. Die Regierung hat sich Ziel gesetzt, alle Schwangeren einschließlich Geburt und die Kinder bis zu 5 Jahren kostenfrei zu betreuen. Die Kosten trägt das staatliche Gesundheitssystem. Und so haben Privatkliniken dagegen einen schweren Stand. So sind die meisten Frauen zu staatlichen Einrichtungen gegangen, um dort ihr Kind zur Welt zu bringen. Doch die waren oft überfordert. Ecuador weist bei 14 Mio. Einwohnern fast halb so viele Geburten auf wie Deutschland mit über 80 Mio. Bewohnern, nämlich 279 000 Geburten im letzten Jahr. Doch seit einiger Zeit kriselt es in den großen Geburtszentren. In Guayaquil, der großen Hafenstadt am Pazifik, starben eine Reihe Neugeborener durch eine nachgewiesene übertragene Infektion. Das hat zu Schlagzeilen geführt und eingehenden Untersuchungen. Ein Ergebnis war, dass der Keim in den Seifenspendern saß und von dort weiter verbreitet wurde. Ein weiterer kleinerer Skandal zeigte sich im Süden in Cuenca und in Loja und schlie0lich in Santo Domingo. Letztere Stadt ist die schnellst wachsende Region des Landes, neu gekürte Provinzhauptstadt, Drogenumschlagszentrum und Stadt mit viel Kriminalität. Dort platzt alles, von der Verkehrsplanung, über kontrollierten Wohnungsbau bis hin zum Krankenhaus aus den Nähten. Im dortigen staatlichen Krankenhaus wurden Neugeborene in Kartons gelegt, mussten sich zwei einen Platz in einer Wärmhalteeinheit teilen. Und entsprechende Probleme gab es, die die Regierung mit werbewirksamen Aktionen zu übertünchen versuchte. Das alles waren neuralgische Punkte, die sicher nicht den normalen Alltag des Landes darstellten, aber für Schlagzeilen sorgten. Die Seifenspender wurden ausgewechselt, neue Geräte wurden eiligst angeschafft. Jetzt geht die Regierung zu Gegenangriff über und zeigt die internationalen Erfolge auf.
Im Vergleich steht Ecuador bei der Kindersterblichkeit in Lateinamerika genau im Mittelfeld. Nummer eins und alle in den Schatten stellend ist Kuba mit 0,3% = 3 Kinder auf 1000 Geburten und Schlusslicht Bolivien mit 2,2 und weit abgeschlagen Haiti mit 2,7% Kindersterblichkeit. Man muss wissen, dass in dieser Statistik alle Kinder enthalten sind, die auch nicht überleben können, weil sie einen schweren Herzfehler, eine andere schwerwiegende erbliche Erkrankung haben und die ersten 28 Tage nicht überleben. Das ist in Deutschland anders, weil viele dieser Kinder vorher schon abgetrieben werden. Ein direkter statistischer Vergleich ist deswegen nicht möglich. Aber Ecuador liegt immer noch vor Brasilien, das natürlich mit seinem riesigen Gebiet und vieler ländlicher Regionen Probleme mit der Gesundheitsvorsorge aufweist. Abgeschlagen in Lateinamerika sind Guayana, Bolivien und Haiti, aber das hat politische Gründe.
Ecuador liegt im ranking in der Mitte, aber das ist kein Ruhmesblatt füe eine sozialistische Regierung, die führend sein will. Sie hat eine wichtiges Instrument, die Zukunft des Landes, die Neugeborenen in die Hand genommen. Doch an vielen besonders kritischen Punkten war sie überfordert oder hatte schlechte Berater. Die Schlagzeilen haben sie aufgescheucht. Doch noch gibt es keinen Grund, sich zufrieden zurück zu lehnen. Jeder Säugling der stirbt, warum auch immer, ist einer zuviel. Und das wissen die Menschen hier, besonders die Eltern.

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