Sonntag, 16. Januar 2011

Eine schwierige Entscheidung

Wie lange soll man in der Missionsarbeit durchhalten? Wann ist ein Schlusspunkt, an dem man ein Projekt als gescheitert ansieht und neue Wege geht? Wir von unserer Gemeinde San Marcos in Quito sind an einem solchen Punkt angelangt. Wir sind seit 14 Jahren verantwortlich für eine kleine Indianergemeinde in Mondayacu im östlichen Tiefland Ecuadors. Aber es geht nicht weiter. Die Gemeinde lebt nur von der Hilfe von außen. Ohne diese ständige Hilfe bricht sie zusammen.
Es gab eine kleine Zeit der Blüte mit vielleicht 15 erwachsenen Mitgliedern. Was sie eine Zeit zusammen gehalten hat, war der Druck von außen. Die kath. Kirche machte starken Druck gegen die Neuen. Ergebnis: Auch die Katholiken lesen die Bibel, haben Hausbesuche etc. Dann kam eine neue Gruppe mit der ominösen Bezeichnung "Anglikanisch Katholische Kirche Ecuadors als einem Zweig des Bistums Tripolis in Libyen" Sie verbanden sich mit einer Gruppe, die zurück zum Schamanismus als der alten Religion der Indianer wollte. All das hat die Gemeinde überstanden. Was aber viel schlimmer war und die Gemeinde entzweit hat, ist der Neid. Hierzu zwei Beispiele:
Vor Jahren haben wir ihnen gute gebrauchte Kleidung geschenkt, die sie selbst verteilten. Ergebnis war ein ständiger Streit, weil die andere Familie immer die besseren Kleidungsstücke hatte. Als wir damit aufhörten, sagte uns ein Mitglied: "Danke, nun haben wir wieder Frieden"! In einer Predigt über Neid fragte ich die Zuhörer nach einem Beispiele und ohne nachzudenken kam: "Wenn wir das Feld des Nachbarn mit besseren Früchten sehen als auf unserem Feld, lässt uns das keine Ruhe. Wir sind ständig am Überlegen, wie wir dem Nachbarn schaden können ohne dass es einer merkt!" Für uns wäre das Normale zu überlegen, wie wir unsere eigenen Erträge verbessern können, hier aber geht es darum dem anderen zu schaden - durch einen Zauber oder durch sonstige Maßnahmen. Er wird deutlich: Neid macht Beziehungen kaputt.
Dazu kommt das Problem, dass die Frauen arbeiten, die Männer aber wenig Initiative entwickeln. Viele Ehen und Familien brechen auseinander. Die Frauen übernehmen starke Verantwortung, die Männer ziehen sich zurück. Die Jungen haben wenig positive Männervorbilder. Und dann noch der Alkohol........ Der Teufelskreis ohne Ende.
Das führt dazu, dass Mädchen zwar schon sehr früh Beziehungen eingehen und schwanger werden, aber zu einer Ehe und Familie sind beide nicht reif. Die Beziehung bricht auseinander. Nur ganz wenige stehen einen jahrelangen regelrechten Kampf der beiden Ehepartner durch, der dann aber in eine stabile Beziehung mündet. Und so gibt es viele Kinder, aber wenige stabile Familien.
Die Indianerkultur ist eine Kultur des Redens, nicht der Schrift. Durch vieles Reden über andere werden weitere Beziehungen gestört mit dem Ergebnis, dass man zwar mit allen spricht; für Außenstehende sieht das nach Frieden aus, aber innen kocht oft die Wut. So kann keine Gemeinde bestehen.
Doch unsere Arbeit in Mondayacu hat auch positive Seiten. Den Hauptgewinn haben unsere Jugendlichen aus Quito gemacht. Einige sind zum Glauben gekommen, sind geistlich gereift, haben sich von zuhause ein Stück abgenabelt. Die zukünftigen Leiter unserer Gemeinde kommen aus dieser Arbeit. Schon allein deswegen hat sich die Arbeit bisher gelohnt.
Aber bei dem fehlenden Erfolg in Mondayacu selbst fragen wir uns, ob wir nicht lieber aufhören und woanders neu anfangen sollen. Gestern haben wir in einer Gemeindeversammlung beschlossen, weiter zu machen. Ein indianischer Mitarbeiter im Team hat das Beispiel aus seinem Dorf erzählt, in dem nach 58 Jahren Missionsarbeit es endlich zum Durchbruch kam. Wir hoffen und beten, dass es nicht so lange dauert. 14 Jahre sind es nun schon voller Mühen, Schweiß und Enttäuschungen. Danke für alles Mitbeten.

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