Sonntag, 3. Oktober 2010

Zeiten der Instabilität in Ecuador

Der 30. Sept. 2010 ist wieder so ein plötzlich eintretendes Ereignis in der Geschichte Ecuadors wie vor wenigen Jahren der Sturz voriger Präsidenten. Diesmal hatten Teile der Polizei wegen Kürzungen ihrer Zulagen ihrem Ärger Luft gemacht. Der Präsident ging in die Höhle des Löwen ins Polizeihauptquartier. Dort wurde er so attackiert, dass er im daneben liegenden Polizeikrankenhaus behandelt werden musste. Das war dann auch gleich sein Ort, an dem er festgehalten wurde. Interniert sagen die einen, gekidnappt sagen die anderen. Schließlich wurde er unter einem über 30 minütigen Schusswechsel von der Elitetruppe der Polizei sowie dem Militär gefreit. Resultat: 7 Tote und 200 Verletzte. Inzwischen ist wieder Ruhe eingekehrt. Aber ist es eine wirkliche Ruhe?
Eine Reihe von Gesetzen greifen in diesen Tagen: Die Banken und Mediensektoren sind entflochten. Es gibt keine regierungskritischen Fernsehstationen mehr. Am Tage des Polizeiaufstandes war privaten Medien jede Berichterstattung untersagt. Alle Medien waren gleichgeschaltet.
Über 600 Mitarbeiter der staatlichen Petroleumorganisation wurden von der Arbeit suspendiert, bis klar ist, wieweit sie in Geschäften mit einer anderen Lieferfirma verstrickt sind. Es wurden bereits Streiks angekündigt.
Die Mitarbeiter staatlicher Behörden sollen schärfer kontrolliert und auch schneller entlassen werden können. Der öffentliche Dienst erwägt Proteste.
Bereits auf der Strasse sind die Studenten in vielen Städten. Die Regierung mischt sich ihrer Meinung nach zu sehr in die Eigenverwaltung der Universitäten ein.
Viele Ecuatorianer fragen sich derzeit, warum die Polizei so stümperhaft vorging. Es war einfach eine unüberlegte Explosion der Gefühle. Aber auch so etwas muss die Regierung ernst nehmen. Ganz schnell kann sich das auf anderen Ebenen wiederholen. Damit wären die oft so gerühmten Reformen in Gefahr und Ecuador würde wieder im Chaos versinken. Jetzt ist die wirkliche Zerreißprobe der Regierung. Die nächsten Monate werden entscheiden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen