Sonntag, 25. Juli 2010

Sommertheater in Südamerika

Das Militär Venezuelas ist in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden, die diplomatischen Beziehungen sind abgebrochen und die kolumbianischen Diplomaten hatten 72 Std Zeit, um das Land zu verlassen. Eine Krisensitzung der Organisation Lateinamerikanischer Staatens wurde einberufen. Bricht hier vielleicht ein Krieg aus? Das alles klingt zwar dramatisch, ist aber nichts als ein Schlagabtausch mit Worten und Argumenten.
Hintergrund ist der Präsidentenwechsel in Kolumbien. Álvaro Uribe war zwei Legislaturperioden lang Kolumbiens Staatsoberhaupt. Sein Hauptverdienst ist, dass das Land wieder in weiten Teilen sicher ist, wenn auch das Problem der Guerilla noch nicht gelöst ist. Aber mit mehr Ruhe und Sicherheit auch mit Hilfe der USA hat er sich einen hohen Beliebtheitsgrad in der Bevölkerung verschafft. Sein Nachfolger in diesem Amt, Manuel Santos, versucht schon jetzt, ein eigenes Profil aufzubauen, auch wenn er die gleiche politische Linie verfolgt. So wurden schon jetzt erste Gespräche mit der ecuatorianischen Regierung geführt, um das angespannte Klima zu verbessern.
Jetzt, wenige Tage vor seinem Amtsende hat Uribe noch einen letzten Trumpf ausgespielt. Die Regierung Kolumbiens schickten einen Vertreter zur Organisation Amerikanischer Staaten nach Washington mit Beweisen, dass in Venezuela ca. 1500 Guerilleros in vielen Dschungelcamps leben und die Regierung Chávez nichts gegen sie unternehme. Die Präsenz der Untergrundkämpfer sei der Regierung dort bekannt. Kolumbien fordert eine unabhängige Untersuchungskommission. Es handelt sich um Guerilleros der FARC und der ELN, der beiden größten Untergrundorganisationen.
Und die Reaktion Hugo Chávez aus Venezuela ist, das Militär in Alarmbereitschaft zu setzen, die kolumbianischen Diplomaten auszuweisen und eine Dringlichkeitssitzung der Staaten Südamerikas zu fordern, in der Ecuador derzeit den Vorsitz führt und in der viele linksgerichtete Staaten derzeit den Ton angeben. Man verbittet sich die Einmischung internationaler Organisationen in die internen Angelegenheiten Venezuelas. Stattdessen wird eine Untersuchung der 7 US-Militärbasen in Kolumbien gefordert mit denen kolumbianisches Militär mit den USA gegen die Guerilla vorgeht. Dabei tritt Hugo Chávez werbeträchtig mit dem argentinischen Nationaltrainer Diego Maradona auf, der sich als Sympathisant des linksgerichteten Regimes bezeichnet.
Venezuela hat in keiner Weise die Anschuldigungen Kolumbiens entkräftet, sondern nur wild um sich geschlagen. Manual Santos, Kolumbiens neuer erster Mann hält sich derzeit weise zurück, um nicht noch mehr Porzellan zu zerschlagen. So ist wieder einmal eine Chance vertan worden, der Guerrilla wirklich zu Leibe zu rücken. Außer Spesen nichts gewesen!

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