Dienstag, 3. November 2009

Konflikt im Nachbarland


Die beiden Patienten mit Schussverletzungen kamen nicht aus unserem Dongou 50 km nördlich, sondern aus einem Ort gleichen Namens weiter im Norden der Demokratischen Republik Congo, dem Nachbarstaat. Jetzt wurden Einzelheit bekannt, weil Polizei, Militär und die Vertreter des UN-Hochkomisariat für Flüchtlingsfragen eine hektische Betriebsamkeit entwickeln. Gestern kamen die Ärzte der Provinzregierung mit Röntgenbildern und fragten, ob wir 6 weitere Patienten mit Schussverletzungen behandeln könnten. Die kamen dann am gleichen Abend noch aus dem Regierungskrankenhaus, wo sie mit gut zugenähten, eine Woche offenen Schussbrüchen nur mit Brettern geschient lagen. Alle Wunden sind infiziert, überall läuft der Eiter raus und keiner hat es bemerkt, dabei stinkt es zum Himmel. Heute haben wir 4 davon notfallmäßig operiert, Für zwei der Patienten kam die Hilfe zu spät. Sie mussten amputiert werden. Den anderen hoffen wir die Gliedmasse erhalten zu können mit Antibiotika-Dauerspülung und äußeren Fixateuren. Aber es war wie Kriegschirurgie.
Dafür war dann heute Abend der Privinzgoverneur da, um die Patienten zu besuchen. Ein Konvoi von über 10 Autos - Kontrastprogramm zur sonstigen Armut des Landes.
Und die Kämpfe im Nachbarkongo sind wohl Auseinandersetzungen zwischen zwei Stämmen und gehen weiter. Es hat schon mehrere Tote gegeben und das Militär hat Truppen aus Kinshasa dorthin verlegt. Das heißt: die Schießereien gehen weiter.
Ich jedenfalls bin froh, dass ich so viel unfallchirurgisches Material mitgebracht habe. Es ist mal wieder der richtige Einsatz zur richtigen Zeit.

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