Sonntag, 11. Oktober 2009

Die Arbeit beginnt


Wir sind in Impfondo, wenn auch die meisten unserer Koffer immer noch in Brazzaville weilen. Irgend ein Minister brauchte das Flugzeug heute für Regierungszwecke und so wurde der Samstagsflug nach Impfondo kurzerhand gestrichen. Nächster Flug in 3 Tagen. So einfach ist das hier.
Der einzige bisherige Arzt ist noch hier, aber er lässt sich nur ab und zu mal sehen und am Wochenende nur bei chirurgischen Notfällen. Da wir auf dem Krankenhausgelände wohnen, ruft man uns natürlich gleich. Kinder mit Malaria und schwerer Blutarmut, eine Frau mit einem Tumor und zwei Mopedfahrer, die nachts zusammengestoßen waren. Sie wurden vom Regierungshospital zu uns ohne Röntgenbilder verlegt. Zum Glück beide nicht schlimm verletzt.
Für mich geht es jetzt an die orthopädischen Patienten, von denen ich schon Bilder gesehen hatte. So sind wir gestern mit dem Fahrrad durch das Städtchen Impfondo gefahren, haben aber nur wenige Patienten zuhause angetroffen. Die wichtigste war eine 4-fache Mutter, deren Lepra ausgeheilt ist, die aber beide Fußgelenke ausgerenkt hat und deswegen nicht laufen kann. Ihr wollen wir beide Gelenke versteifen. Aber die üblichen Methoden mit einem äußeren Spanner gehen hier im Dreck einer Hütte nicht. Und dann haben wir nur ein sehr, sehr begrenztes Instrumentarium für die OP. Die ganze Nacht über habe ich im Halbschlaf verschiedene OP-Methoden "ausprobiert". So langsam reift ein Plan A oder auch Plan B oder C.
Für mich ist immer wieder unverständlich, wie schnell sich die Menschen hier mit ihrem Schicksal abfinden, still vor sich hin leiden. Auch ihre Hütten könnten mit etwas Initiative ganz anders aussehen und viel besser eingerichtet sein. Aber das scheint keinen zu stören.
Wenn da nicht Sarah wäre, eine kanadische Missionarin, die hier Mädchen für alles ist. Sie saust mit ihrem chinesischen Fahrrad kreuz und quer durch den Dreck und die Pfützen hier in der Regenzeit, besucht die Leute in ihren Hütten. Jedes Kind kennt sie. Sie gibt vielen Menschen von dem wenigen ab, das sie hat und ständig kommen sie mit ihren großen und kleinen Problemen. Wenn sie nicht wäre, wir hätten nie Kontakt zu solchen Patienten bekommen.

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