Sonntag, 27. September 2009

Tauffest in Mondayacu


Heute haben wir ein ganz besonderes Fest in unser Indianergemeinde in Mondayacu gefeiert und einmal Geschichte Revue passieren lassen. Viele der Kinder von damals sind heute Jugendliche und junge Erwachsene. Jetzt war die Zeit gekommen, dass sie ein klares Ja zur Gemeinde sagten. In der Sonntagsschule haben wir sie vorbereitet. Eigentlich sollten es viele mehr sein, aber bei einem Taufkurs mehrere Sonntage lang durchzuhalten, das ist für die Menschen am Rande des Amazonasurwaldes schwer. Und so sind 4 Täuflinge übrig geblieben. Es war trotzdem ein besonderer Tag für die Gemeinde. In zwei "Fuhren auf dem Pick-up" wurden die 40 Personen zum nahen Fluss gebracht. Während die anderen Menschen herum ihre Wäsche am Fluss wuschen und deren Kinder badeten, versammelte sich die Gemeinde auf einer kleinen Insel im Fluss mit kristallklarem Wasser. Es ist seit 5 Wochen staubtrocken im Land, also minimaler Wasserstand. Wir haben beide Sakramente gefeiert, zunächst die Taufe der Jugendlichen und anschließend das Abendmahl mit der ganzen Gemeinde - beides mitten im Fluss. Anschließend wieder alle heim fahren und ein gemeinsames Mittagessen. Wieder haben die Menschen auf ihre Weise gekocht, ein großes Holzfeuer (mit viel Qualm) und zwei große Töpfe. Ein Huhn für 40 Leute - die Täuflinge bekamen die besten Stücke und dann noch Rindfleisch gegrillt, mit viel Yuca (Maniok) und ein wenig Gemüse. Es war eine Gemeinschaftsarbeit, die hervorragend klappt, Zwischendurch viele Gespräche. Die Täuflinge fragten viel über die Geschichte der Gemeinde, denn die Menschen hier sind wenig geschichtsbewusst und Zeitverständnis ist etwas Neues für sie. Unser Ziel ist nun, Leiter der Gemeinde zu formen. Es ist so schwer in dieser Kultur. Indianer trauen den anderen Ethnien wie etwa den Weißen wenig. Auf der anderen Seite sind Gemeinden bei Indianern klein und oft nur auf die Großfamilie beschränkt. Ob da jemals eine Änderung kommt?
Gemeindebildung unter Quichuaindianern braucht einen langen Atem. Wie so oft sind die kulturellen Bindungen und Traditionen viel stärker als alles neu Erlernte. Da denken wir oft, dass unsere Worte auf sogenannten fruchtbaren Boden fallen. Im ersten Augenblick scheint es so, aber dann reagieren die Menschen hier ganz anders. Bestes Beispiel sind zwei 16-jährige Mädchen aus der Gemeinde, die, noch in der Schule, eben entbunden haben und Mütter sind. Sie sind in der Gesellschaft hier voll akzeptiert und für die Mädchen der Gemeinde fast wie ein Vorbild. Die Babys werden von allen liebevoll umsorgt und gefeiert. Nicht ein einziges Mal habe ich ein Wort der Kritik vernommen. Wie lange wird es dauern, bis das Wort Gottes solch eine Kultur positiv beeinflusst oder gar ändert? Warum haben wir so oft von Sexualität und Familie gesprochen?
Die Taufe der 4 Jugendlichen ist ein wichtiger Schritt. Die katholische Kirche pocht auf klare Formen wie Taufe, Konfirmation etc. Und viele Schulen sind unter katholischer Leitung. Jetzt können unsere Jugendlichen ein Dokument vorweisen, das anerkannt wird und sie als "andere" charaktererisiert. Die Verwaltung die vielen guten katholischen Schulen akzeptiert das, weil es zeigt, dass diese Evangelischen ihren Glauben ernst nehmen.
Hier mit der Taufe geschieht etwas ganz Wichtiges: Während in unserer Gemeinde in Mondaycu viele zu besonderen Festen kommen, aber am Sonntagmorgen nicht als evangelische Kirchgänger gesehen werden wollen, geistlich offen sind, aber nicht den Mut zu einer Entscheidung haben, sind es die Jugendlichen, die an diesem Punkt keine Hemmungen zeigen. Sie sind heute ohne Furcht in den Fluss gestiegen und haben vor allen anderen Badenden und Wäschewaschenden ihren Glauben glaubhaft bezeugt und haben sich feiern lassen. Das ist die Gemeindeleitung von morgen.

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