Samstag, 15. August 2009

Ein ungewöhnliches Fest

Wir haben schon einmal von unserer "Nachbarin" berichtet. Vor unserem Haus in der Nähe des Hospitales ist eine christliche Radiostation, die wir oft hören können ohne das Radio anzumachen. Eine der dortigen Sprecherinnen, Keta LLerena, Mutter zweier Töchter von 15 und 10 Jahren, war vor genau einem Jahr zu einer scheinbar harmlosen Operation eines Nabelbruches gekommen. Ohne sonstige Vorzeichen stellte sich aber bei der Operation ein Bauchraum voller Krebsgeschwülste heraus, von denen nur ein winziger Teil entfernt werden konnte. Genau zu dieser Zeit verließ sie ihr Mann. Eine andere Frau war für ihn attraktiver geworden. Dann die Frage, wie es weitergeht. Medizinisch gesehen bestand die einzige Hoffnung in einer sehr aggressiven Chemotherapie. Die konnte sie aber nicht bezahlen, hatte sie doch keine Krankenversicherung. Wer hätte sich außerdem in der Zwischenzeit um die Töchter gekümmert? So hat Keta ihr Vertrauen auf Gott geworfen und ihn um einige Jahre Lebens gebeten. Es waren bewegende Tage der Entscheidung. Jetzt, ein Jahr danach, ist Keta nach medizinischen Kriterien immer noch tumorfrei, obwohl sie eigentlich nur noch wenige Wochen oder Monate gehabt hätte, ein wirkliches Wunder.
Vor zwei Wochen haben wir zusammen Gott gedankt und ich habe ihr gesagt, dass jetzt eine Feier dran wäre. Die hat sie jetzt auf ihre Weise organisiert.
An einem Freitagabend waren in einem großen Festsaal über150 Menschen anwesend. Jeder Stuhl war besetzt. Sie hat noch einmal das Jahr Revue passieren lassen. Da wurde die Krankenakte nochmals aufgeschlagen. Sie hat von der Berg - und Talfahrt der Gefühle eines Krebskranken berichtet, von dem Druck ihrer Angehörigen, das Geld einer ganzen Sippschaft in einer Chemotherapie auszugeben mit 5% Heilungschance, Ärzten in Quito, die sie für verrückt erklären wollten, weil sie diesen scheinbar einzigen Weg nicht akzeptierte. Die Einsamkeit wurde in diesen Tagen durch den Auszug ihres Mannes nur noch schlimmer. Aber da ist auch ein Gottvertrauen gewachsen. Hunderte von Menschen haben für sie gebetet und sie begleitet. Im Radio war ihr Zeugnis eine Hilfe für viele, gerade in der Seelsorge, die Teil ihrer Radioarbeit ist. Sie hat berichtet von Menschen, die in diesem zurückliegenden Jahr dadurch zum lebendigen Glauben and Jesus Christus gekommen sind.
Natürlich ist medizinische gesehen eine wirkliche Heilung erst nach 5 Jahren sicher. Aber wir haben das Wunder jetzt schon einmal öffentlich gefeiert. Die über150 Personen haben Gott gelobt, gesungen, und staunend gehört, welche Gefühle einen da bewegen. Andere Krebskranke, die Heilung durch Chemotherapie erfahren haben wie eine Frau mit einem Lymphknotenkrebs, sind eine wertvolle Ergänzung gewesen. Heilung kann auf verschiedene Weise geschehen. Es geht hier um Gottes Wirken, nicht um Wundersucht. Und viele werden nicht geheilt. Auch das wurde gesagt.
Bei Kuchen und Limonade haben wir drei Stunden zusammen gesessen und Gott gelobt. Meine Gedanken schweiften zwischendurch ab nach Deutschland. Wäre so ein lebenslustiges Fest angesichts des Todes dort auch so einfach möglich gewesen? Wer hätte da so offen von seinen tiefsten Ängsten und Gefühlen geredet? Hätten da nicht viel mehr Menschen "Vorsicht" gerufen. Es ist noch zu früh zu feiern? Die Feier hier war ein wirklicher Gottesdienst, der Menschen eine lebendige Verbindung zu Gott gebracht hat. Es zeugt an, dass das geistliche Klima hierzulande offener ist, denn das Treffen fand nicht in einer Kirche statt sondern in der Taxizentrale von Shell.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen