Samstag, 8. August 2009

200 Jahre Schrei nach Unabhängigkeit

Quito ist in Festtagsstimmung, ein feierliches, langes Wochenende, der Panecillo, der Hügel im Stadtzentrum mit Neofackel zum Festtag neben der großen Marienstatue geschmückt. Der diesjährige Nationalfeiertag am 10. August ist etwas ganz Besonderes. Ein eigenes Museum wurde dazu eröffnet. 200 Jahre sind es her, dass zum ersten Mal eine Stadt sich von Spanien lösen und selbständig werden wollte. Es hat damals nicht funktioniert. Der Schrei nach Unabhängigkeit wurde im Keim erstickt. Aber 20 Jahre später und nach langen militärischen Niederlagen der Spanier bekam die Audiencia de Quito als eines der letzten Kolonialgebiete Spaniens in Amerika doch die Unabhängigkeit.
Hintergrund sind Ereignisse in Europa. Napoleon hatte Spanien in sein Imperium einverleibt und seinen Bruder dort als König eingesetzt. Der spanische König Fernando VI. wurde in der Nähe von Bordeaux auf einem Schloss gefangen gehalten. Die Amerikakolonien solidarisierten sich mit dem spanischen König und blockierten die neue koloniale Administration, wo immer sie nur konnten. Dann brach die Macht Napoleons und Fernando kehrte als König auf den spanischen Thron zurück. Plötzlich sollten die Amerikakolonien in die alte Abhängigkeit vom Mutterland zurückkehren. Sie erbaten sich Rechte, hatten sie doch für den König gekämpft. Deise Rechte wurden ihnen nicht gewährt. Und zuerst gärte es in Quito. Der Arzt Eugenio Espejo (sein Name erinnert an Till Eulenspiegel in Zentraleuropa) und andere verbreiteten Wandzeitungen und bereiteten einen Aufstand vor, der nach wenigen Tagen von den Spaniern niedergeschlagen wurde. Doch der Schrei ließ sich nicht mehr ungeschehen machen. Simón Bolivar hatte in den Vereinigten Staaten die Freiheit kennen gelernt und in das heutige Venzuela gebracht. SanMartin, ein General in Buenos Aires, war von englischen Demokratieideen beseelt. Beide brachen unabhängig von einander zu Feldzügen gegen die Spanier auf und befreiten Kolonie um Kolonie. Die Staaten Südamerikas entstanden. Und wieder war es Ecuador, wo beide sich trafen. In der Hafenstadt Guayaquil stand das Schicksal Amerikas auf des Messers Schneide. Würden die beiden sich jetzt bekriegen und die Spanier lachende Dritte sein? Es kam zu einer freundschaftlichen Begegnung und beide gingen ihrer Wege. Jeder respektierte das Einflussgebiet des anderen und so wurde als eine der letzten Festungen der Spanier Quito schließlich 13 Jahre nach dem Schrei nach Unabhängigkeit von den Spaniern befreit.
Deshalb wurde der 10. August der Nationalfeiertag des 1829 von Großkolumbien abgespalteten Staates Ecuador. Die zentrale Straße Quitos heißt nach diesem Datum und sie ist der Stolz der Ecuatorianer geworden. Deswegen steht derzeit auf dem zentralen Hügel der Stadt eine leuchtende Flamme aus Neonröhren im nächtlichen Himmel. Sie soll die Menschen zur Feier des Tages an ihre Geschichte erinnern. Statt eines Schreies nun eine lodernde Flamme.

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