Montag, 14. Mai 2018

Flüchtlinge aus Venezuela - ein Beispiel


Die Begeisterung für den Sozialismus in Venezuela hat stark nachgelassen. Proteste hat es immer wieder gegeben, zuletzt mit fast 70 Toten. Das Regime sitzt fest im Sattel, weil das Militär fest zu ihm steht. Kleine Proteste innerhalb des Militärs wurden rigoros geahndet. Auch die Polizei wagt keinen Widerstand. Schon vor Jahren, als Hugo Chavez noch an der Macht war, gab das Militär bekannt: Egal wie die nächsten Wahlen ausgehen, die sozialistische Partei bleibt an der Macht. So gibt trotz Parlamentsmehrheit der Opposition keinen Wechsel. Die Korruption blüht. Kinder der Präsidentenfamilie wurden beim Drogenschmuggel erwischt - keine Ahndung.  So stimmt die Bevölkerung mit Füßen ab und verlässt zu Tausenden und Millionen das Land. Die Nachbarstaaten nehmen Flüchtlinge auf. Gestern hatten wir eine  Familie aus unserer Gemeinde zum Mittagessen eingeladen und sie berichteten über "Reise".
Sein Name ist Jesús, der ihre Blanca. Er kam vor einigen Monaten nach Ecuador. Sie war schwanger und ließ ihre 4 weiteren Kinder von 2 - 11 Jahren bei den Großeltern zurück. An der Grenze berichtete sie von 3 Tagen Wartezeit. Viele der Mitreisenden warteten viel länger dort und das oft tagelang ohne Essen oder Trinkwasser. Schwangere, Kinder oder Alte haben da keinerlei Vorrang. Die Ausreise trotz eines gültigen Passes wird bewusst verzögert. Tausende warten dort. Wenn Flüchtlinge sich nicht gegenseitig helfen würden, gäbe noch viel mehr Tote. Vom Staat nur Härte.
In Kolumbien angekommen wollten die sie überreden doch dort zu bleiben. Kolumbien bekommt Geld von den Vereinten Nationen. Doch Blanca wollte zu ihrem Mann - 3 Tage Busfahrt aber mit Hoffnung. Jetzt sind sie wieder zusammen und erschienen in unserer Gemeinde, wo wir sie anfangs mit Lebensmittel versorgten. Schnell kam die Geburt. Auch hier muss man in staatlichen Krankenhäusern, wo offiziell alles kostenfrei ist, viele einzelne Artikel besorgen. Wie durch ein Wunder reichte das Geld bei den verschiedenen Apotheken der Stadt. Aber so verpasste er die Geburt seiner Tochter. Die Frau bekam das letzte freie Bett des Hospitals an diesem Abend.
Am nächsten Tag kam der Termin, das Visum hier in Quito zu erhalten. Kosten $ 260. Hier und da geliehen, vom Anwalt einen Teil bekommen - fehlten noch 20 Dollar kurz vor Schalterschluss. Er verpfändete sein Handy einem Ladenbesitzer und erhielt das Visum. Dann kam der Ladenbesitzer zurück und gab ihm das Handy zurück. Er sollte später bezahlen. Abends zurück ins Krankenhaus, wo die Frau mit Tochter seit dem Morgen auf Entlassung wartete. Solche Tage kosten Nerven, aber zeigen auch Gottes Fürsorge. Jetzt warten sie auf eine Arbeitsstelle, um so schnell wie möglich ihre 4 älteren Kinder (2 -  11) nachzuholen.

So nebenbei erzählte er von einer Begebenheit bei der Geburt ihres vorletzten Kindes in Venezuela. Während er Sachen für die Geburt vorbereitete sah er eine junge Frau in Wehen auf dem Boden vor der Klinik liegen. Sie hatte kein Geld für die Geburt. Er besorgte ihr Essen, kam öfter bei ihr vorbei und besorgte in den nächsten 3 Tagen Nahtmaterial, Windeln etc. etc. ca. 5 Apotheken. In den Krankenhäusern selbst gibt es noch nicht einmal frische Wäsche. Nach 3 Tagen Wehen gebar diese junge Frau ihr Kind, weil sie ärztlich versorgt wurde. Die Familie dankte ihm.

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt der Leiden dieser Menschen, die zu Tausenden das Land verlassen. Venezuela blutet aus, die Nachbarn haben die Last. Aber bei aller Brutalität des Systems dort gibt es Einzelne, die ein offenes Herz haben und helfen. 




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