Samstag, 11. Februar 2017

Mauerbau

Derzeit ist die Mauer des Präsidenten der USA Donald Trump in aller Munde. Und nicht nur an der Grenze zu Mexiko soll eine bis zu 3185 km lange Mauer errichtet werden. Auch an Flughäfen sind praktische Mauern errichtet worden. Weitere werden folgen.
Mauern erscheinen auf den ersten Blick als DIE Lösung. Dann können Latinos nicht mehr in die USA gelangen. Denn sie kommen nicht nur aus Mexiko. Sie kommen aus ganz Lateinamerika, besonders aus den unruhigen und armen Staaten Mittelamerikas. Aber auch für indigene Bewohner des hiesigen Hochlandes erscheinen die USA als das Paradies. Sie überqueren die Grenze bei Nacht und schlagen sich über Freunde bis in den Norden durch. Sie suchen Arbeit, sind mit den Billigjobs zufrieden. Über die Jahre bauen sie sich so eine neue Identität auf. Wer lange genug unentdeckt bleibt oder gar in den USA geborene Kinder nachweisen kann bleibt schließlich. Das beendet Trump jetzt mit einem riesigen Bauwerk, von dem man noch nicht einmal weiß, wie teuer es wird. Die Mauer soll nach ersten Plänen um die 10 m hoch sein und Fundamente bis 4,5 m aufweisen und das über gut 3000 km.
Dabei haben die USA in Guantanamo auf Kuba eigene Erfahrungen mit einem kommunistischen Regime, das seine eigenen Leute mit einer Mauer aus Stacheldraht, Mienen und Wachtürmen davon abhält, dass Kubaner auf US-amerikanischen Boden gelangen.
Was gibt es noch für Mauern? Da trennt eine Mauer Israel von den Palästinensern - über 700 km. Saudi Arabien schützt sich vor Guerilleros aus dem Jemen mit 1700 km Stacheldraht und weitere fast 1000 km gegenüber dem Irak. Es sind also fast alles verfeindete Partner aus Angst vor Terroristen oder Anschlägen. Aber auch Europa hat seine Zäune zwischen Nord - und Südirland zwischen verfeindeten Volksgruppen. Griechenland gegen die Türkei, Bulgarien gegen die Türkei und in Nordafrika in der Enklave Ceuta, wo ein über 6 Meter hoher Zaum mit Stacheldraht die Menschen nicht davon abhält aus Afrika nach dem Gelobten Kontinent Europa zu steigen.
Und es gibt zwei positive Beispiele, wo die Mauer keine Bedeutung mehr hat. Die 8800 km lange Chinesische Mauer hat dem Ansturm der mongolischen Völker nicht standgehalten und gilt heute nur noch als geldbringende Touristenattraktion. Und da ist die Berliner Mauer, die auch gefallen ist und stückweise in alle Welt verscherbelt wurde. Beide Mauern sind Beispiel, das Abschottung auf Dauer nicht funktioniert.
Jetzt wollen die USA wieder einmal eine Mauer bauen. Sie soll illegale Immigranten und Drogendealer abhalten. Bei Drogen wissen wir, dass niemand so erfinderisch ist wie diese Händler. Sie graben Tunnel, sie kommen mit kleinen U-Booten die Flüsse hinaufgefahren, sie bringen ihre Waren in Containern versteckt. Wo ein Markt besteht, wird auch verkauft, ob illegal oder nicht.
Und was die Latinos betrifft, die in die USA wollen zeigen die Zahlen, das derzeit mehr Menschen die USA in Richtung Mexiko verlassen größer ist als die Einwanderer. Soll die Mauer etwa die Auswanderung verhindern.
Wer bezahlt so ein gigantisches Bauwerk? Angeblich soll es aus Strafzöllen der Einfuhr aus Mexiko finanziert werden. Wenn mexikanische Autos teurer werden, werden sie woanders gefertigt. Diese Industrie ist so flexibel, dass da mit Sicherheit keine Milliarden zusammen kommen. Dann werden andere Länder ebenfalls mauern. Der Leidtragende war in der Geschichte immer der, der Strafzölle erhob. Es hat während der Diktatur Francos Spaniens Wirtschaft zerstört, es hat dem abgeschotteten Ostblock keine wirtschaftliches Glück beschert. Jetzt kommt "America first" als neues Schlagwort, als Allheilmittel wieder in Mode. Das Scheitern ist bereits vorprogrammiert.
Aber es gibt auch ein klein wenig positives Beispiel am Rande: An der Grenze zwischen Nord-und Südkorea besteht eine Mauer seit 1953. In der Region beidseits des Todesstreifens will keine leben, gibt es keine Industrie. Dafür hat sich die Natur diesen Streifen Land zurück erobert. Dort gibt es heute mehr Flora und Fauna als sonst wo im Land. Im Schatten eines kalten Krieges gedeihen andere, aber es ist ein gefährlicher Friede. Eine Mauer bringt nie Frieden auf Dauer für alle.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen