Donnerstag, 1. Dezember 2016

Gefangen im sicheren Netz

Dieser Tage ging wieder einmal eine Tagung der erdölexportierenden Staaten OPEC in Wien zu Ende. Ecuador war mit viel Hoffnung dabei gewesen und hoffte auf weitere Steigerung seines Exportschlagers Nr. 1, dem Rohöl. Die Staatskasse hätte es mehr als nötig nach Jahren des Preisverfalls. Die staatliche Ölgesellschaft Petroecuador hatte die Produktion deutlich gesteigert, während der Produktion der privaten Firmen wieder einmal sank. Das liegt daran, dass die privaten Firmen wie AGIP, Schlumberger und andere ungünstige Felder meist erst erschließen. Sie haben es bei dem geringen Gewinn auch derzeit nicht besonders eilig. 431.000 Barrel pro Tag liefert Petroecuador im Gegensatz zu gut 117.000 Barrel der privaten Unternehmen zusammen.
Doch in Wien kam ein anderes Ergebnis für Ecuador heraus. Die OCEP beschloss eine Drosselung der weltweiten Produktion, um dem Preisverfall entgegen zu wirken. Saudi Arabien mit bisher täglich 10,5 Mio. Barrel täglich wird um fast eine halbe Mio. täglich zurückfahren. Irak, die Golfstaaten, Venezuela und Angola werden ebenfalls kräftig reduzieren, während dem Iran eine Steigerung zugestanden  wurde. Libyen, Nigeria und Indonesien behalten ihre Produktion bei. Für Ecuador bedeutet das eine Reduzierung um 26.000 Barrel täglich, also gut 5%.
Jetzt wird die Regierung nicht müde zu versichern, dass sie diese Vereinbarung auch erfüllen wird. Denn das Ergebnis schmerzt, hätten doch die 5% über ein Jahr gerechnet ca. 100 Mio. zusätzliche Dollar eingebracht.
Das Land ist nun gefangen im Netz der OPEC. Dabei war das Land erst im Oktober 2007 wieder in diesen Kreis bewusst zurückgekehrt und hatte sich viele Vorteile versprochen. Doch der Stern dieser Organisation sinkt weltweit. Die OPEC war einst ein wirksames Instrument, um die Weltwirtschaft zu beeinflussen. In die Geschichte eingegangen sind die Gegendemonstrationen der europäischen Staaten mit autofreien Sonntagen, wo man auf Autobahnen spazieren gehen konnte, um den drastischen Preissteigerungen beim Erdöl ein trotzigen Nein zeigen wollte (und dennoch den höheren Preis bezahlte).
Aber diese Machtposition hat die OPEC längst verloren. Kam noch vor wenigen Jahren ca. 60% des Öles weltweit aus OPEC-Staaten, sind es heute noch 30%. Die klassischen Erdölexporteure wurden verdrängt. Heute ist Russland der größte Exporteur. Es hat dieses Mal aber die Entscheidung von Wien begrüßt und macht mit bei der Reduzierung, obwohl es kein Mitglied ist. Dahinter stecken sowohl politische als auch wirtschaftliche Gründe. Man hofft so auf einen Ölpreis von über 50 Dollar pro Barrel. Gerade die kleinen Staaten wie Ecuador sind dringend darauf angewiesen.
Doch man sollte sich nicht zu früh freuen. Der extrem niedrige Ölpreis war ja auch einst hausgemacht, hatte doch die OPEC durch Überschwemmung des Marktes mit dem schwarzen Gold das Hauptziel verfolgt, den Nordamerikanischen Mark zu versorgen und das Fracking zu verhindern. Die USA und Kanada haben aus Ölschiefer mit Hilfe von Chemikalien riesige Mengen Erdöl gewonnen. Ziel war die Unabhängigkeit vom Ausland. Man wollte nicht erpressbar sein. Mit dem Preisverfall ist diese Art der Produktion fast vollständig zum Erliegen gekommen. Sobald der Ölpreis aber die 50 Dollar Grenze erreicht lohnt sich auch wieder das Fracking und Nordamerika mischt wieder mit.
Die jetzige Entscheidung von Wien bringt Ecuador eher Nachteile, aber wer Teil einer mächtigen Gruppe sein will, muss auch als kleiner Partner die Spielregeln einhalten. Also muss man gute Miene zum bösen Spiel machen und trotzdem hoffen, dass es irgendwann doch bergauf geht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen