Montag, 21. November 2016

Nachruf auf meinen Schwiegervater Hans Gerhards,

 der am 21. November 2016 im Alter von fast 97 Jahren friedlich und für immer von uns gegangen ist.

Kennengelernt haben wir uns, weil ich mich für seine Tochter Klaudia interessierte. Die erste Begrüßung war kühl und distanziert. Vielleicht weil auch ich aus einfachen  Verhältnissen komme in das Haus eines Managers einer internationalen Firma. Er hatte sich hochgearbeitet, besaß Russisch- und beste Englischkenntnisse im Gegensatz zu mir. Aber mein Sitzfleisch hat sich gelohnt. Nach Jahren der Ablehnung, dann der Duldung, war ich letztendlich akzeptiert und mit der Promotion Teil der Familie.
Hans Gerhards war niemals kleinlich. Ich denke an einen Spanienurlaub, aus dem wir mit seinem kaputten Auto heimkamen, hinten eine große Beule, vorne der Motor mit gerissenem Zylinderkopf. Er hat alles stillschweigend auf eigene Kosten reparieren lassen.

Gegen seine starke Persönlichkeit anzukommen, musste ich lernen. Er waren harte, aber immer faire Schlagabtausche und beide Seiten haben sich daran gehalten, auch wenn es Überwindung kostete. So konnten feste Familienbande wachsen. Die Enkel haben ein Übriges getan. Das Haus Gerhards in der Friedrich Ebertstr. 99 war Mittelpunkt der Sippschaft, besonders als die Wolffs vor über 27 Jahren nach Ecuador zogen.
Selbstverständlich wohnten wir bei Deutschlandbesuchen dort.

Es war für Klaudias Eltern nicht einfach, uns so weit weg ziehen zu lassen, aber sie waren die ersten, die uns in den Anden besuchten. Sie taten es bis zum Jahre 2000 jedes Jahr. Wir haben ihnen durch Geldumschichtung und einen Kredit unser Haus in Quito zu verdanken, das nicht nur der Familienmittelpunkt, sondern auch das Zentrum für eine große Jugendgruppe wurde.

Die Enkel, die einer nach dem anderen nach Deutschland zurückkehrten, mussten ebenfalls lernen, mit einem dominierenden aber führsorglichen Großvater zurechtzukommen, was seine Zeit brauchte. Wenn das Eis gebrochen war, opferte sich der Großvater für sie auf. Knausrich war Hans Gerhards nie. Er gab gerne und viel.

Die letzten Jahre tat es sich schwer, Hilfe von außen anzunehmen von fremden Leuten, die ins Haus kamen. Es kostete ihn und bei zunehmende Verwirrtheit im Alter konnte er auch schon gelegentlich wütend werden ohne nachtragend zu sein. Aber sobald ein Urenkel zu Besuch kam, wurde er zum Kind und konnte mit ihm auf dem Teppich mit Autos spielen. In der Küche hängt heute noch die Liste mit den 16 Namen, die zum Schluss für ihn zu lang wurde.

Es geht der Patriarch unserer Familie mit dem man einen Abend genießen konnte, sich in seiner Umgebung wohlfühlte, der immer geteilt hat. Ich bin als Schwiegersohn an ihm gewachsen und könnte mir keinen besseren Schwiegervater wünschen. Wir haben vor meiner Rückreise nach Ecuador vor wenigen Tagen voneinander Abschied genommen und wussten, dass es für beide Seiten für immer war.  Danke lieber Papa!!!

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