Dienstag, 15. November 2016

Gefräßige Monster

Derzeit sind fast überall Feiertage im Land, Gründungstage von Städten oder Provinzen und auch die Hauptstadt Quito bereitet sich auf die Feierlichkeiten vor. Der eigentliche Feiertag ist der 06. Dezember, aber gefeiert wird mehr als eine Woche vorher, so dass der 06. Dezember eigentlich der Ausschlaftag ist, bevor es dann fast nahtlos in  die Weihnachtsvorbereitungen geht. Dieses Jahr wird Quito eine ganz besondere Maschine zur Schau stellen. Es wird der Anziehungsmagnet werden - die erste von drei Tunnelbohrmaschinen. Sie kommt aus Bayern und erreichte dieser Tage per Schiff den Hafen von Guayaquil. Jetzt wird sie in Teilen nach Quito geschafft, kein leichtes Unterfangen, denn das Monstrum ist 100 m lang. Zwei weitere solcher Kolosse werden noch erwartet, eine Neue ebenfalls aus Schwanau und eine gebrauchte aus Spanien. 30 m misst die kreisrunde Spitze im Durchmesser und wird sich in die Erde von Quito fressen. Die Maschinen sind für den Bau der Metro geplant. Damit soll ein über 19 km langer Schlauch in den Vulkan Pichincha gefressen werden und das in sicherer Tiefe von um die 20 Metern. 400 m Bohrung sind pro Maschine pro Monat geplant. Die Anfangsstationen sind bereits gebaut und auch zwischendurch große Löcher, die später zu U-Bahnstationen umgestaltet werden, derzeit aber zum Ablassen der Bohrer gedacht sind.
Die Metro ist ein Prestigeobjekt. Wir brauchen auch, was andere Großstädte schon längst haben. Quito ist eine langgestreckte, schmale Stadt. Mit einer Längsachse kann man die meisten Menschen schnell transportieren. Den Rest besorgen dann Busse. Der Verkehr in der fast 2 Millionenstadt ist chaotisch. Es sind vor allem die Busse, die alles verstopfen, auch wenn es mehrere eigene Busspuren gibt. Die Metro soll da eine spürbare Entlastung bringen. Also feiert man derzeit den Fortschritt.

Doch es gibt auch kritische Stimmen. Quito liegt in einer Wanne am Fuß eines Vulkangebirges. Der Vulkan selbst dürfte nicht das Problem sein, aber es gibt ständig meist kleinere Erdbeben. Der Berg arbeitet. Zum anderen waren Teil Quitos kleinere Seen, die trockengelegt wurden. Aber zugeschüttete Bäche transportieren nach wie Wasser in die Wanne in der Tiefe. Es wird also irgendwann zu einem Wassereinbruch kommen, also zu massiver Bauverzögerung. So bleibt auch die Metro nicht ohne Gefahren. Und weil man in 20 und mehr Meter Tiefe geht, wird eine eventuelle Rettung von Passagieren auch schwierig werden.
Einfacher und viel billiger wäre eine oberirdische Schwebebahn zu bauen. Diese Bahn wäre ebenfalls kreuzungsfrei gewesen, bei Bedarf leicht zu erweitern und wenn mal ein Wagen hängen bleibt, kann die Feuerwehr die Menschen über Leitern retten. Wuppertal hat so etwas schon viele, viele Jahre. Seit 1898 in Betrieb, gab bisher nur einen einzigen ernsten Unfall.  Wäre das nicht viel besser für Quito gewesen. Aber Nein, ein Prestigeobjekt muss her und so wird die Riesenbohrmaschine zum Beginn des Wahlkampfes für Februar 2017 zur Schau gestellt, um zu protzen - ein teurer Wahlkampf!

1 Kommentar:

  1. Ein Fehler im Text über die Metro von Quito: Die Tunnelbohrmaschinen kommen nicht aus Bayern sondern aus Schwanau, Baden-Württemberg. Die Bayern können sowas nicht.

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