Donnerstag, 7. Juli 2016

Der erste Monat "zuhause"

Wir haben wieder vertrautes Terrain betreten und fühlen uns schon ganz zu Hause, d.h. einige von uns, denn die Hälfte der Mitarbeiter sind neu im Team der Mannschaft unserer Klinik in Shell.
Nach dem Wegzug der konkurrierenden Klinik, die aus finanziellen Gründen schloss, ging es ganz schnell. Unsere vorige Mission HCJB, jetzt in Reach Beyond umbenannt, hatte es eilig, das Gebäude nicht lange leer stehen zu lassen. Derr der Staat ist begierig aus solche Objekte und schnell am Enteignen für seine Zwecke.
Das Schöne war, dass die vorherigen Benutzer die Sprechstunde zum Teil neu gestrichen hatten. So mussten wir nur saubermachen.
Der erste Monat war hart, hatten wir doch noch einen Mietvertrag bis Ende 2016 zu erfüllen und gleichzeitig im neuen Domizil 2 Monatsmieten Garantie zu hinterlegen. Und es gab viele kleine Ausgaben bei Änderungen der Einrichtung und weiteren Computer mit der entsprechenden Softwaregebühr. Wieder mussten alle Papiere für die Genehmigung eingereicht werden, dem Gesundheitsministerium passte unser Schild nicht. Das Wort Hospital darf noch nicht erscheinen.
Und trotzdem war der erste Monat ein voller Erfolg. Die Familie, die jetzt wieder in dem vorherigen Haus wohnt, schickt jeden Tag mehrere Patienten, die vor ihrer Tür stehen zu uns. Aber die meisten haben durch Zeitung, Radio und Fernsehen erfahren, dass unsere Gruppe wieder im alten Hospital arbeitet. Die Zahl der Patienten ist leicht gestiegen und die Einnahmen waren besser als erhofft. So konnten wir all Ausgaben bezahlen. Das Personal ist jetzt fest im sozialen staatlichen Gesundheits - und Rentensystem verankert und wir haben Gelder frei zum Reparieren. Der Eingangsbereich wurde mit Pflanzen verschönert. Derzeit entwässern wir eine große Wiese vor dem Sprechstundengebäude. Dieses Gelände brauchen wir zwar später  für einen Erweiterungsbau, aber das dauert noch lange. In unserer Umgebung gibt es kaum Rasenflächen. Selbst Fußballplätze sind meist nur blanke Erde oder Sand. Und wenn es einen Park gibt, dann mit Pflanzen, vor allem Bäumen. Aber Rasen ist rar. Nach der Schule kamen deswegen oft Jugendliche hier vorbei, um sich erst einmal auszutoben mit Flick-Flacks und anderen Kunststücken. Das zeigt uns, dass wir Kindern und Jugendlichen etwas anbieten müssen, aber die Wiese ist in Wirklichkeit ein Sumpf, wo manche Nachbarn Frösche und Kröten für ihren Kochtopf suchten. So ein Gelände kann man kaum mähen und es ist praktisch unbrauchbar. Das ändern wir jetzt durch Entwässerung und haben später Aktivitäten für Jugendliche vor.
Aber ebenso wichtig ist unser Labor, das inzwischen nahezu komplett eingerichtet ist. Es fehlen noch Messungen der Blutgerinnung und dann die Mikrobiologie für Bakterienkulturen. Damit stiegen auch unsere Einnahmen. Wir konnten die Gehälter bezahlen und bereiten die Vorbereitung eines Raumes der Notfallaufnehme für kleine Operationen vor. Wir merken, dass wir viele Operationen auch in Lokalanästhesie durchführen können. Darin sind die Kubaner wieder mal meine Lehrer.
Und wir sind dabei, das Hospital zu renovieren. Das ist zwar nicht unsere Aufgabe, gehört uns doch das Gebäude nicht. Aber wir nehmen es in Beschlag. Das Dach ist an vielen Stellen undicht. Es sind die Lichtschächte mit nach über 30 Jahren gerissenen durchsichtigen Plastikkuppeln. Es geht hier um mehr als die starren Regeln der Vermietung. Wir investieren in unsere Zukunft.
Und die Patienten ermutigen uns täglich, weiterzumachen, denn es ist IHR Hospital, dass sie über die Zeit sehr vermisst haben. Es sind der persönliche Service und die kurzen Wege auch mal zu einem anderen Facharzt hin. Noch haben wir keinen Massenbetrieb. Dafür die Menschen gerne bereit, auch etwas zu bezahlen. Zunehmend kommen jetzt auch Indianer aus den Städten im über 100 km Umkreis. Wir sind dabei, unseren alten Ruf wiederherzustellen. Dieser Anfang macht Freude, auch wenn es meist 12 Stunden Öffnungszeiten sind.

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