Montag, 27. Juni 2016

Frieden in Kolumbien?

Während in Europa der Grexit schon vergessen ist, sich aber nun Griechenland lautstark wieder meldet und der Streit über einen schnellen oder langsamen Brexit entbrannt ist, feiert Lateinamerika das Ende eines langen Konfliktes. In Kuba wurde dieser Tage ein Waffenstillstand zwischen der FARC, den revolutionären Guerillakämpfern und der Regierung geschlossen. Nach 52 Jahren blutigster Auseinandersetzung und Millionen Toter ist es jetzt zu einem Friedensvertrag gekommen. Juan Manuel Santos, der kolumbianische Präsident und der Rebellenführer Rodrigo Lodoño, genannt Timochenko, haben in Kuba feierlich die Vereinbarung unterschrieben. Noch ist es noch ein weiter Weg hin zu einem wirklichen Frieden, aber beide Seiten haben vereinbart, die Waffen schweigen zu lassen. Jetzt geht es um weitere Einzelheiten und zum Unabhängigkeitstag Kolumbiens am 20 Juni soll der Vertrag dann in allen Einzelheiten fertig sein und umgesetzt werden.
Seit 1948 gab es in Kolumbien Auseinandersetzungen wegen Landbesitz. Großgrundbesitzer machten sich breit und der Großteil der armen Bevölkerung wurde mehr und mehr zurückgedrängt in das Daseins eines Tagelöhners. Das führte zu sozialen Unruhen hier und da. Die Familie eines Unzufriedenen, Manuel Marulandas, war dann der der Katalysator für eine Bewegung, die schnell straff geführt, den Widerstand leitete und starken Zuwachs von Seiten der entrechteten Bauern erfuhr. Nicht nur eine Armee entstand im Staat Kolumbien, sondern auch der Aufbau einer sozialistischen Infrastruktur, die sich um Gesundheits- und andere soziale Probleme der ländlichen Bevölkerung kümmerte. Seit 1964 formte sich so ein Staat im Staat. Kolumbien war zerrissen und ganze Teile des tropischen Regenwaldes waren abgeschnitten von der Zentralregierung in Bogotá. Es gab Zeiten, in denen man als Ausländer nicht durch das Land reisen konnte, ohne gekidnappt zu werden und erst gegen hohe Lösegeldzahlungen frei zu kommen. Und der Terror wurde zunehmend in die Städte getragen. Bomben explodierten und der Konflikt schaukelte sich auf, den keiner konnte schließlich gewinnen. Auch das Ausland wie Ecuador wurde in die Auseinandersetzung mit einbezogen.  Operierten die Spitzen der FARC doch längst auch von Quito aus und errichteten Lager auf ecuatorianischem Gebiet, das von kolumbianischem Militär ausgelöscht wurde.
Finanziert wurde dieser Krieg durch Drogen, denn die Mafia der Drogenhändler und die Rebellen arbeiteten Hand in Hand. Solange reiche Länder Drogen konsumieren, solange werden sie auch hergestellt und kommen an den Mann oder die Frau.
Die USA gaben Kolumbien Schützenhilfe und die Guerilla musste schmerzhaft merken, dass sie über elektronischen Kontakt mit der Außenwelt zu lokalisieren und angreifbar war. Der Drogenanbau wurde aus der Luft mit einem speziellen Pilz besprüht und so zerstört, was auch andere landwirtschaftliche Produkte in Mitleidenschaft zog und den Kleinbauern die Lebensgrundlage nahm. Als Reaktion darauf bildeten sich rechte Milizen, die nicht weniger schonungslos mit der Bevölkerung umgingen. Wer einmal mit den Guerilleros kooperiert hatte, war ein Feind und wurde liquidiert. Dieses Hin und Her führte zu einer Massenflucht der Landbevölkerung in die Städte und ins Ausland. Ca. 60.000 Menschen sind derzeit entwurzelt.
Die Rebellen wurden letztlich deutlich reduziert. Der Druck auf sie wuchs. Sie hatten weniger Zulauf und deutliche Rekrutierungsprobleme. es ist die Weisheit der Regierung Santos, jetzt in einen langjährigen Prozess der Gespräche eingetreten zu sein. Kuba hat sich da angeboten zu helfen. Auf diesem neutralen Boden wurden die Gespräche geführt und jetzt die Vereinbarung unterschrieben. Kolumbien feiert die Einigung. Noch braucht es noch viele weitere Details. Wann werden die Waffen abgegeben und wie? Und noch ist die Unsicherheit im Land nicht behoben, denn da ist noch eine weitere Rebellengruppe, die ELN und es existieren noch die rechten "Paramilitares", die Reaktion einiger Großgrundbesitzer die weiterhin tätig sind.
Der Frieden mit der FARC ist ein Grund zum Feiern und Kolumbien tut es, aber es ist erst der Grundstein für weitere Maßnahmen, die zu einem wirklichen Frieden führen können. Und was sagt dazu die Drogenmafia?

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