Donnerstag, 5. Mai 2016

Fortschritte in Shell

2 Jahre 4 Monate ist es jetzt her, seit das Hospital Vozandes del Oriente in Shell die Türen geschlossen hat, die stationäre Behandlung und die Operationen endete sogar 3 Monate früher. In dieser Zeit haben wir geplant, gebetet und gewartet. Es geschah wenig und dann die Hoffnung auf einen Neubau, der sich ebenfalls zerschlug. Dieses Gelände hat sich mittlerweile zu einem Politikum aufgeschaukelt. Indianerorganisationen haben die alte Teeplantage besetzt. Was als Wahlgeschenk für die Regierungspartei gedacht war, richtet sich jetzt gegen sie. Einzelne Interessensgruppen bekämpfen sich gegenseitig. Es ist eher ein Schlachtfeld geworden, bei dem wir froh sind, uns rechtzeitig zurückgezogen zu haben.
Unsere Ärztepraxis funktioniert und auf einmal nehmen die Dinge einen neuen Weg mit so viel Schwung, dass uns dabei fast schwindelig wird.
Seit fast 2 Wochen haben wir das Labor, das funktioniert und immer besser genutzt werden kann trotz aller technischen Anfangsprobleme. Die meisten Mitarbeiter haben ihre Arbeitsverträge und Anbindung an die Sozialversicherung. Seit 2 Tagen ist die Augenärztin zu  uns gestoßen. Darauf warten Menschen der gesamten Region. Und unsere Kardiologin, die uns wegen fehlender Bezahlung verlassen hatte, kommt auch wieder zurück.
Dann kam die Bereitschaft unserer alten Mission Reach Beyond (früher HCJB), uns das Hospital doch zu vermieten. Am 02. Mai der Mietvertrag unterschrieben, haben wir am 04. Mai schon die Schlüssel bekommen und die erste Besichtigung gemacht. Es ist besser als gedacht. Die Kirche, die vorher das Gebäude mietete, hat einiges neu gestrichen. Das kommt uns jetzt zugute.  Wir werden in absehbarer Zeit 9 Ärzte sein. Da reichen die jetzigen 5 Behandlungsräume nicht mehr aus. Im alten Krankenhaus ist viel mehr Platz. Der Umzug kommt zum besten Zeitpunkt.
Was steht jetzt an? Zunächst eine Entrümpelungsaktion. Welche alten Schreibtische und Patientenliegen wollen wir noch nutzen? Das Computersystem muss umgezogen und erweitert werden und wir brauchen einen Server als Zentrale. Das alte Telefonsystem taugt nicht mehr und muss komplett ersetzt werden. Dann wollen wir die jetzigen Telefonnummern und das Internet behalten und mit umziehen. Fehlt noch, das Labor an unser Computersystem anzuschließen. Noch müssen wir bisher die Ergebnisse von Hand übertragen. Mit Freunden haben wir festgestellt, dass die Putzgeräte des alten Hospitals noch fast vollständig vorhanden sind. Das spart enorme Anschaffungskosten.
Jetzt haben wir den Zeitplan des Umzugs festgelegt. Wir nutzen einen Freitag als Feiertag und das ganze Wochenende zum Umzug. Am 30. Mai wird unsere ambulante Behandlung am alten Ort mit alter und neuer Besatzung eröffnet. Dazu machen wir einen Monat lang Werbung in Radio und Lokalfernsehen. Unsere Hinweisschilder im Ort werden geändert und das leere Kreuz vor dem Hospital muss wenige Tage vorher unser Emblem erhalten. Vorher aber muss der Rasen vor dem Eingang gemäht werden. Ein großer Rasenmäher ist anzuschaffen und wir wollen den Eingang mit Blumen und Pflanzen verschönern. Wir wollen einladen.
Das ist unser erster Schritt: Viele neue kleine und große Anschaffungen. Neue Arbeitsverträge. Werden auch genügend Patienten für 9 Ärzte kommen?
Der zweite Schritt ist das Röntgen, das es in Shell nirgends gibt. Die Umrüstung auf digital ist teuer, wir brauchen einen Röntgenfacharzt, der uns die offizielle Erlaubnis ermöglicht, auch wenn er nicht ständig präsent sein muss. Und das Labor braucht weitere Geräte für die Mikrobiologie. 
Der dritte und viel größere Schritt ist, dass wir die beiden Ops mitgemietet haben. Sie können noch nicht benutzt werden, sollen aber einen kompletten Umbau und Modernisierung nach den nötigen Standards erfahren. Nur so können wir sie in Zukunft nutzen. Das sind die Aufgaben für die nächsten wohl 1 1/2 Jahre, so wir es bezahlen können.

Gut zwei Jahre haben wir gewartet und kleine Brötchen gebacken. Jetzt hat Gott die Türen aufgetan, Vertrauen ist auch bei unserer alten Mission gewachsen. Viele, viele Menschen, darunter alle unsere früheren Mitmissionare haben uns beglückwünscht. Menschen von hier haben uns ihre kostenlose Mithilfe angeboten. Wir wissen uns auf dem richtigen Weg, nehmen das Hospital im Namen unserer Gottes wieder stückweise in Betrieb und wollen die Verkündigungsarbeit weiter fortführen. Wir wissen, dass wir es schaffen werden, auch wenn wir bei diesem Tempo aufpassen müssen, uns vor Begeisterung nicht zu übernehmen. Bei so einem Projekt finanziell von der Hand in den Mund zu leben ist ein hohes Risiko.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen