Dienstag, 11. August 2015

Migration in Lateinamerika

Die Flüchtlinge, die das Mittelmeer überqueren wollen, sind im Fernsehen täglich zu sehen. Und die Reise ist nicht nur ab dem Mittelmeer lebensgefährlich.
Doch Ähnliches spielt sich in aller Welt ab, unter anderem auch in Amerika Richtung den USA. Mittelamerika ist Durchgangsregion, Nordamerika das Ziel. Und diese Bewegung hat ihre eigenen Gesetze, die von außen schwer zu verstehen und eigentlich kaum zu steuern sind. Der Staat ist dabei ebenfalls machtlos.
Es ist vor allem der Süden Ecuadors, der keine Zukunft kennt. Die südlichen Hochlandprovinzen sind wirtschaftlich abgehängt, von der Natur von Trockenheit bedroht sehen die Menschen dort kaum eine Zukunft.
Das hat man in der Wirtschaftskrise um die Jahrtausendwende gesehen. Massenweise verließen Menschen aus dieser Region das Land Richtung Gelobtes Land Spanien oder Italien. Doch der Boom ist längst vorüber. Vielen müssen zurückkehren. Spanien braucht sie nicht mehr. Viele haben sich verschuldet, dort Häuser gekauft, die sie nun nicht mehr abzahlen können und fast alles verlieren. Bleibt die Sehnsucht Nordamerika.
Mundpropaganda ist die Methode, sich eine neue Zukunft zu suchen. Dahinter stecken aber meist Schlepperbanden, oft genug verbunden mit der mexikanischen Mafia. Ca. $ 11.000 kostet so eine Reise in die sogenannte "Goldene Zukunft", die oft in Elend und Tod endet.
Beispielsweise wurden am 22 August 2010 an der mexikanischen Grenze eine Gruppe solcher Illegaler an der Grenze zu den USA in Mexiko von Banden gekidnappt und weil sie nicht zahlen konnten, gezielt getötet. Einer, der den Schuss in den Hals überlebte, nur weil er für tot gehalten wurde, schleppte sich anschließend 22 km bis zu einem Militärstützpunkt. 72 Migranten waren damals erschossen worden. Darunter waren viele Kinder. Jetzt, nach vielen Operationen und weit entfernt, gesund zu sein, lebt er wieder zu Hause in seinem Dorf "Ger" im Süden Ecuadors. Viele der Opfer in Mexiko werden niemals identifiziert, aus so vielen Ländern kommen sie und niemand meldet sie dort als vermisst.
Was sind die Gründe der Wanderbewegung, die viel kostet, den Schlepperbanden Millionen einbringt und das Risiko klar auf die Menschen abwälzt? Es ist in erster Linie die fehlende Zukunftsperspektive zuhause. Viele Dörfer sind von der Außenwelt fast abgeschlossen, nur unbefestigte Wege und wirtschaftlich wenig Verbindung. Landwirtschaft ist wenig konkurrenzfähig.
Aber es kommen noch weitere Gründe dazu:
Internet ist in jedem Ort angelangt, spätestens über das Handytelefon. Damit kommt die Welt in jedes Haus und damit wächst die Begehrlichkeit. Jeder möchte dabei sein und seine Zukunft gestalten. Dann aber sind es in erster Linie die persönlichen Vorbilder, die Menschen bewegen. Einige haben es geschafft und Arbeit in Nordamerika gefunden, sei es legal oder illegal. Viele von denen stehen mit ihren Familien und Freunden im Dorf in Ecuador in Verbindung und schicken Geld. In diesen Dörfern ohne Zukunft stehen neben den traditionellen Adobehäusern dreistöckige Prachtbauten, in denen keiner oder wenige wohnen. Das weckt Träume. Und so verschwinden über Nacht mehr und mehr Personen, die ihre Familie gar nicht oder wenig informiert haben. Und die Familien halten dicht. Deswegen beginnt der Staat jetzt offizielle Volkszählungen in dieser Region.
Zurückbleiben Alte, manchmal mit einer größeren Zahl von Enkeln zur Beaufsichtigung.
Ich glaube nicht, dass sich das Migrationsproblem kurzfristig lösen lässt. Denn neben wirtschaftlichen Gründen ist diese lebensgefährliche Wanderbewegung ein Selbstläufer geworden, an dem Schlepperbanden kassieren und diese Bewegung weiter fördern, die wenigen "Gewinner" die Begehrlichkeit schüren und die Welt gleich Internet ihnen Sand in die Augen streuen, bis sie blind für die Realität werden.
Ist das in Afrika, Afghanistan oder dem Balkan in Richtung Europa anders?

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