Freitag, 10. Juli 2015

Ein salomonischer Vergleich?

Vor fast einem Monat haben wir bei unserem Krankenhausprojekt die "Grundsteinlegung" symbolisch gefeiert. Wir hatten einen Vertrag über das Land geschlossen und die erste Zusicherung des Gesundheitsministeriums für den Bau. Alles schien glatt zu gehen. Aber da waren auch noch Schwierigkeiten zu überwinden. Nach der Feier regte sich Widerstand, nicht offen, aber wir bekamen immer wieder Hinweise, dass Menschen damit nicht einverstanden waren.
Das Bauland ist Teil einer ehemaligen Teeplantage, bei der der Staat die Hand drauf hält, weil alte Schulden nicht beglichen wurden. Mit der Zentralbank Ecuadors ist das besprochen und genehmigt worden. Unsere Geldgeber werden diese Schuld übernehmen. Dann ist das Land frei und kann in Teilen verkauft werden. Das klang alle sicher. Aber es gibt eine Gruppe Menschen, die sich sowohl beim Gesundheitsministerium als auch bei der Zentralbank gegen unsere Pläne einsetzten, aber warum? So langsam kam die Wahrheit ans Licht:
Die Besitzer der Teeplantage hatten schon seit Jahren Menschen in diesem Gebiet einen Bauplatz versprochen und die hatten über einen Mittelsmann Geld eingezahlt. Man sprach von 30 Mitgliedern dieser Gruppe. Inzwischen haben wir herausgefunden, dass es knapp 100 sind, von denen viele aber nur einen Teil angezahlt haben. Diese Menschen haben seit Wochen gegen uns gearbeitet und hinten herum gegen uns gearbeitet bei den verschieden politischen Parteien und Gremien.
Jetzt haben wir den Stier bei den Hörnern gepackt und uns mit einigen von ihnen getroffen und dabei kam heraus, dass es klare Baupläne für einen neuen Ortsteil in Shell gab, die auch die Ortsverwaltung unterstützt. In einem Plan sind die Grundstücke schon eingeteilt. Aber das Land war ja noch nicht frei. Das ist es erst, wenn die große fast 1 Mio. Schuld bei der Zentralbank beglichen wird.
Von den Plantagenbesitzern hörten wir nur, dass die "wenigen" Anwärter auf einen Bauplatz ausbezahlt werden und wir damit mit dem Bau anfangen könnten. Die aber wollten nicht aufgeben. Jetzt standen wir vor dem Dilemma:
Ca. 100 Personen wollen ein Bauplatz, haben einbezahlt aber andererseits auch unterschrieben, dass sie mit der Auszahlung ihres Geldes einverstanden sind und damit keine Rechte mehr haben. Es handelt sich um Grundstücke von jeweils 500 m². Diese Menschen arbeiten ohne rechtliche Grundlage gegen uns.
Hier kommt wieder lateinamerikanischen Denken zum Tragen. Menschen investieren in der Hoffnung auf eine Zukunft windigen Geschäften Geld. Seit 14 Jahren ist die Teeplantage pleite und der Staat hält wegen Steuerschulden seine Hand drauf. Nichts läuft mehr, aber Menschen investieren. Und weil es viele sind, fühlen sie sich im Recht, auch wenn sie es nicht sind. Dann wird die Sache politisch. Wie kommen wir aus diesem Teufelskreis raus? Wir sind offiziell im Recht, haben aber langen Widerstand zu erwarten. Der Baubeginn könnte sich um Jahre verzögern. Denn keine Verwaltung gibt grünes Licht, wenn viele Menschen dagegen opponieren.
Unser Plan ist folgender: Wir geben an alle, die voll für ihren Bauplatz eingezahlt haben, von unserem Gelände ab. Als Gegenleistung werden die Bauplätze neu verteilt, so dass wir ein zusammenhängendes Neubaugebiet haben und daneben das Hospital mit seinen Zusatzbauten. Wir verlieren ca. 5 Hektar Land, was wir aber verkraften können. Dafür werden wir aber fast 100 Familien haben, die in unmittelbarer Nähe wohnen und unsere Patienten sein werden. Und mit einem Hospital in unmittelbarer Nähe wird ihr Bauplatz viel mehr wert sein als ursprünglich einbezahlt..
Die Gruppe muss jetzt selbst aktiv werden und intern den Vorschlag annehmen. Wir werden bei der Versammlung dabei sein und beratend zur Seite stehen. Wenn jede Seite etwas aufgibt und wir uns gütlich einigen werden, können wenige Tage später die Baumaschinen anrollen, die schon seit Tagen in Bereitschaft stehen.

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