Mittwoch, 12. Dezember 2012

Gespannte Erwartung in der Karibik


     Politik kann langweilig sein und immer Dasselbe bieten. Und dann kommt auf einmal eine ganze Region ins Rollen und die Ereignisse überschlagen sich. Das ist derzeit in der Karibik der Fall. Hugo Chávez hat sich mit großen Fernsehauftritten von seinem Volk verabschiedet und sich zur Krebsbehandlung nach Kuba begeben. Die Medien sind voll von Solidaritätskundgebungen und Gebeten der Massen Venezuelas.
Erinnern wir uns, dass erst im September 2012 Hugo Chávez die Präsidentschaftswahlen in Venezuela mit Mehrheit im ersten Wahldurchgang gewonnen hatte. Aber die Zustimmung war nicht mehr ganz so groß wie beim letzten Mal gewesen. Anfang 2013 sollte er sein Amt erneut antreten. Schon seit 2011 ist es vermutlich wegen Prostatakrebs in Havanna in Behandlung. Erst im letzten Sommer verkündete er stolz seinem Volk, dass er den Krebs besiegt hatte und nun zu neuen Taten schreiten würde. Den Wahlkampf hatte er mit Bravour durchgestanden. Und jetzt der Rückfall?
    Wer etwas von Tumorbehandlung versteht, hat es Chávez angesehen, dass er aufgedunsen und voller Medikamente steckte. Vermutlich plagen ihn jetzt die Knochenmetastasen. Aber er hat geschickt die Wahl gewonnen. Jetzt, zum ersten Mal, hat er einen möglichen Nachfolger genannt, den Vizepräsidenten Noclás Maduro. Ihm schenkte er zum ersten Mal öffentlich sein Vertrauen.
Doch am kommenden Sonntag sind auch Kommunalwahlen in Venezuela. Mitten in diesem Wahlkampf verlässt der Kapitän das sinkende Schiff. Er muss wohl. Es ließ sich nicht mehr aufhalten. 
Man fragt sich, warum ein Staatpräsident zur medizinischen Behandlung ins Ausland reist. Gibt es in Venezuela denn keine Fachärzte?
    Das Ganze ist ein politisches Geschehen. Venezuela als Kontrapartner zu den USA unterstützt Kuba nach Kräften und nicht nur Kuba, sondern auch Nicaragua. Beide Länder hängen von den Ölmilliarden Venezuelas ab. 120.000 Barrel Rohöl gehen täglich nach Kuba. Und man fragt sich, wie Kuba das bezahlen kann.
Und die Währung sind nicht US-Dollars. Kuba zahlt mit menschlichem Kapital. Es sendet Ärzte nach Lateinamerika. Bekanntlich ist das Ausbildungssystem für Mediziner in Kuba ausgefeilt. Auch viele Latinos aus anderen Ländern studieren dort. Und der Karibikstaat sendet hunderte, ja tausende Mediziner. Sie arbeiten im jeweiligen staatlichen Gesundheitssystem, verdienen aber nur einen geringen Lohn aber immerhin viel mehr als zuhause. Die Differenz wird Kuba zum Vorteil angerechnet - Bezahlung für Erdöl.
Und die kubanischen Ärzte kommen wohl gerne, können sie hier mit dem geringen Lohn mehr anfangen als zuhause. Viele von ihnen wollen für länger oder immer hier bleiben. Die Türen stehen ihnen offen. Derzeit such Ecuador ebenfalls die Hilfe dieser Mediziner. Unser Präsident Correa hat sich ebenfalls wegen seiner Knieprobleme auf der Karibikinsel Kuba seinerzeit in Behandlung gegeben. Die letzte und wichtigste Operation, eine Kniegelenksprothese ließ er aber dann doch hier im Lande durchführen, im Krankenhaus des staatlichen Sozialsystems - aber von einem Arzt eines privaten Krankenhauses.
Ist es ein Zufall, dass sich unser Präsident zu einem Kurzbesuch in Kuba einfand, um Chávez vor der Operation seine Genesungswünsche zu bringen und Kuba seine Solidarität zuzusichern und am nächsten Tag das Treffen mit dem einst feindlichen kolumbianischen Staatspräsidenten Manuel Santos an der Grenze zu Ecuador stattfand, seit Langem geplant?
    In Venezuela beten die Massen, einige von ihnen mit Chávez-Puppen im Arm. Aber Vieles scheint gesteuert durch die dortige Regierung. Hugo Chávez´ Zukunft ist unsicher, der Nachfolger - wird er stark genug sein, seinen Platz wirklich einzunehmen? Damit fällt auch für Kuba nach dem Fallenlassen durch die Sowjetunion ein wichtiger Geldgeber weg. Eine Region muss und wird sich ändern!

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