Sonntag, 4. Dezember 2011

Wieviel Werbung ist nötig?

Werbung ist heute auf der ganzen Welt üblich. Selbst der kleinste Kaninchenzüchterverein lässt es sich nicht nehmen, seine Daseinsberechtigung auf einer web-side darzustellen. Jede Firma stellt einen Werbeetat auf und überlegt, welcher gute Spruch die Köpfe und das Gefühl der Menschen anspricht. Und auch jede Regierung versucht, sich so oft und gut wie möglich in den Medien dem Volk zu präsentieren. So tat es auch jede Regierung in Ecuador - bis vor 5 Jahren. Doch das hat sich mit der Regierung Rafael Correa grundlegend geändert.
Nach der Festigung seiner Macht mit einer neuen Verfassung und einer grundlegenden Änderung der Regierungsform ist die Regierung für den Bürger hierzulande ständig gegenwärtig. Es vergehen keine 15 min zu Spitzenzeiten im Radio und Fernsehen, in denen nicht Erfolge der Regierung oder ihre Programme angepriesen werden. Riesige Schautafeln zeigen landesweit einen Präsidenten, der seinem Volk Hoffnung und Ziele gibt. Sie sind an strategisch bester Stelle aufgestellt und verdecken gelegentlich andere, weitaus wichtigere Schilder.
Jeder bisherige Präsident Ecuadors hat nach einem Straßenbau oder anderem Großprojekt ein Schild aufgestellt, das die Taten seiner Regierung veröffentlichte und da stand der Name des jeweiligen Staatsoberhaupt in etwas größeren Lettern. Es war wohl ein ungeschriebenes Gesetz, das die nächste Regierung diese Schilder nicht antastete. Sie vergilbten, der Rost fraß sich fest und nach vielen Jahren wurden sie entfernt. Die jetzige Regierung hat die alten Schilder längst abgebaut und durch größere und qualitativ bessere ihrer Taten ersetzt.
Der Werbeetat der letzten 4 Präsidenten Ecuadors belief sich auf 1,2 - 2,2 Mio. Dollar pro Jahr, denn Wahlkampf wurde aus der Parteikasse finanziert. Mit Correa als Präsident hat sich das grundlegend geändert. 46 Mio. im ersten mit Aufs und Abs bis 2009 fast 94 Mio. Dollar ist eine immense Steigerung. 2012 ist Wahljahr und da sind 129 Mio. Dollar Werbeetat des Präsidenten vorgesehen. Aber dieser Wert ist nicht die ganze Wahrheit. Denn die Wirklichkeit ist wohl das Doppelte. Denn viele Ausgaben sind in anderen Ministerien versteckt. Jedes Ministerium macht seine eigene Propaganda. Die Opposition und die gegängelte Presse fordert schon lange eine Offenlegung der wirklichen Ausgaben. Denn Information von Seiten des Staates ist nur durch offizielle Kanäle zu erhalten. Eine der wichtigsten Maßnahmen der Regierung war die Kanalisierung der Information. Undichte Löcher wurden verschlossen. Wer von der Opposition, sei es Partei oder weniger genehme Presse etwas erfahren wollte, konnte sich eine Regierungszeitung oder die Information im Regierungsfernsehen holen. Mehr gab es nicht. Die Regierungsinformation war wasserdicht gemacht worden. Der offizielle Schlag gegen die Andersdenkenden ist ein weiterer Schritt. Die Pressefreiheit ist stark eingeschränkt.
So dürfte wohl im Wahljahr 2012 der wirkliche Werbeetat der Regierung bei zwischen 250 - 300 Mio. Dollar liegen, den Wahlkampf noch nicht eingerechnet. Die wöchentliche 2 - 4 Std Anasprache des Präsidenten am jeden Samstagmorgen ist gar keine Werbung. Es ist eine Verpflichtung alle Medien, daran teilzunehmen - ohne Kosten für die Regierung.
Und wenn es zum Wahlkampf kommt, wird es ein Kontrollgremium geben, das die gesetzlichen Grenzen überwachen wird. fast allesamt Parteigänger Correas, die Ämter in seiner Verwaltung hatten. Wo bleibt da die Demokratie?

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