Dienstag, 29. November 2011

Der gläserne Ecuatorianer

Elías B. ist heute 21 Jahre alt und fühlt sich wie ein Aussätziger. Vor 2 1/2 Jahren wurde er in einem Polizeibericht angeschuldigt. Seitdem geht seit Name in Quito durch die Presse. Es geht um ein angebliches Verbrechen gegen den Fan eines anderen Fußballclubs. Sein Name und einige Bilder gingen durchs Fernsehen und seitdem ist er ein Geächteter. Er wurde von der Universität ausgeschlossen und wenn er eine Arbeit fand, entließ man ihn nach kurzer Zeit. Seine Zukunft war verbaut. In dieser Zeit ging seine Familie durch eine schwierige Zeit und zweieinhalb Jahre des gerichtlichen Weges. Jetzt wurde er freigesprochen, aber der Makel klebt an ihm wie eine schwarze Farbe, die man schlecht wegwischen kann. Er ist ein Gemiedener. Vielleicht ist er doch schuldig?
Dieser Einzelfall wirft ein Licht auf die hiesige Gesellschaft. Da ist der junge Mann, sein Bruder und die Mutter der beiden. Einen Vater gibt es nicht. Einzelheiten wissen wir nicht, aber da ist ein zerbrochene Familie, die durch eine schwierige Zeit geht und zusammengeschweißt wird. Das Band zwischen Söhnen und Mutter ist sehr fest geworden. Wird es sich lösen lassen, dass diese Söhne eine Frau finden und Abstand zur Mutter gewinnen können?
In einem kleinen Land wie Ecuador gibt es keine Privatsphäre. Fast jeder hat Zugang zu Daten anderen. Überall soll man seine persönlichen Daten angeben und manche Verkäuferin an der Kasse hat Schwierigkeiten, wenn man sie nicht angibt und dennoch bezahlen will. Persönliche Krankheitsdaten gehen an den Arbeitgeber und die Mitarbeiter. Und wer da einmal im System als schwarzes Schaf gebrandmarkt ist, kommt von diesem Makel nur schwer weg.
Es hat die Familie sicher viel Geld gekostet, den Gang durch die Instanzen durchzuhalten. Dazu gibt wenig Hilfe, auch wenn jetzt der Freispruch erfolgte. Rechtanwälte wollen bezahlt werden. Und wer kann schon ohne Finanzen 2 1/2 Jahre durchstehen? Hier wird Gerechtigkeit zu einer Geldfrage.
Die Frage in der heutigen Welt ist mehr und mehr die des Schutzes der Privatsphäre und das nicht nur in Ecuador. Wir kennen Menschen, die sich in Facebook und anderen Medien "geoutet" haben und deswegen ihre Arbeit verloren. Wer glaubt denn heute noch, dass es "sichere Internetseiten" gibt. Wehe dem, der da einem negativ auffällt! Geheimdienste vor 50 Jahren hätten sich die Finger geleckt über die Einfachheit der Datensammlung heute. Die geschieht längst nicht mehr durch Detektive, die hinter einem herschleichen und jeden Schritt oder Fehltritt fotografieren. Wir sind zunehmend gläserne Menschen. Wo setzen wir persönlich die Grenze der Information, für alle zugänglich?

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